Die erste Aussage des Kronzeugen im Wirecard-Prozess beschreibt die Psychologie der Manager, die Menschen um Milliarden betrogen haben sollen.
„Es wurde schon mehr Geld mit gezücktem Kugelschreiber als mit vorgehaltener Pistole gestohlen“, schrieb einst der US-Kriminologe Frank Schmalleger. Kein Fall zeigt das besser als der mutmaßliche Milliardenbetrug des deutschen Finanzkonzerns Wirecard, an dessen Spitze zwei Österreicher standen. Ehemaligen Managern wird vorgeworfen, Aktionäre, Banker, Prüfer und Aufseher jahrelang getäuscht zu haben. Wie soll ihnen das gelungen sein? Waren sie naive Opfer, haben sie gelogen oder gar am Ende selbst an ihre eigenen Lügen geglaubt?
„Nichts schweißt mehr zusammen als gemeinsam begangene Verbrechen“, sagt Oliver Bellenhaus am dritten Prozesstag vor dem Landesgericht München. Er spricht äußerst leise. Es erfordert große Anstrengung, ihn zu verstehen. Der frühere Wirecard-Statthalter in Dubai ist Kronzeuge und sitzt mit Ex-Wirecard-CEO Markus Braun und Ex-Chefbuchhalter Stephan von Erffa auf der Anklagebank. Bellenhaus belastet beide schwer. Er beschreibt ein System aus Manipulation und Fälschung.