Morgenglosse

Die Trump-Show geht in die Verlängerung. Ihr Ende? Nicht auszudenken

Es ist nicht das Finale, das sich Donald Trump für seine politische Karriere erhofft hat: Das Justizministerium könnte strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn einleiten. Für alle Beteiligten - Trump, Republikaner, ja ganz Amerika - heißt es jetzt: Augen zu und durch.

Ein Präsident, der einen Coup gegen die rechtsstaatlichen Institutionen einer der ältesten Demokratien der Welt plant. Man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie schwerwiegend die Dinge sind, die Donald Trump vorgeworfen werden. Eine Verschwörung gegen den Willen der Wähler; eine Verschwörung fürs eigene Ego, koste es, was es wolle. Fünf Menschen starben, als Trumps Präsidentschaftswahl-Spezial am 6. Jänner 2021 in einem gewalttätigen Angriff seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington, D. C. gipfelte.

Die politische Untersuchung dieser Vorgänge, die US-Version des österreichischen U-Ausschusses, ging gestern Abend zu Ende. Die Abgeordneten beider Parteien dort wollen Trump und eine ganze Reihe seiner Vertrauten vor dem Strafrichter sehen. Nimmt das Justizministerium den Vorschlag auf, kommt es soweit, könnte Trump unter anderem das Recht verlieren, für Wahlen zu kandidieren.

„Ganze Nation weiß, wer verantwortlich ist“ 

Man wird sehen, ob - und wie - der in der Causa bedacht handelnde Minister, Merrick Garland, den Schritt wagt. Es ist davon auszugehen, spätestens, seitdem Garland mit Jack Smith einen Sonderbeauftragten für Ermittlungen gegen den Ex-Präsidenten eingesetzt hat. (Smith hat davor in Den Haag gegen Kriegsverbrecher ermittelt.) Trump stehen also neben zivilrechtlichen Ermittlungen nun weitere ungemütliche Monate ins Haus. Statt der Jubeltournee, die er sich nach seiner Ankündigung, wieder fürs Weiße Haus kandidieren zu wollen, erhofft hatte, ist Trump nun offiziell der Buh-Mann.

Selbst seine eigene Partei hat sich mittlerweile von Trump entfernt. Parteiführer Mitch McConnell, in der Vergangenheit nicht gerade als Trump-Gegenspieler aufgefallen, wollte die Empfehlung des U-Ausschusses, den Ex-Präsidenten strafrechtlich verfolgen zu lassen, nicht weiter kommentieren, außer mit den Worten: „Die gesamte Nation weiß, wer für diesen Tag verantwortlich ist.“ Treffend, dass die Parteizentrale gerade jetzt auf Twitter ein Zitat von George Washington teilte, das sinngemäß so geht: „Umgebe dich mit Menschen hoher Qualität, wenn dir dein eigener Ruf etwas wert ist; es ist besser, allein zu sein, als in schlechter Gesellschaft.“ 

Nur: So schnell wird die GOP den einstigen Immobilieninvestor und späteren Fernsehmoderator nicht loswerden, und das Land ihn ebensowenig. Die Partei ist nach wie vor auf den Typus Trump ausgerichtet; dass mit Ron DeSantis eine jüngere, polierte Version desselben als Nachfolger angepriesen wird, zeigt das bleibende Erbe Trumps, zu dem allerdings auch ein Angriff auf die Grundpfeiler der Demokratie gehört - wegen eines Wahlverlusts, den er nicht eingestehen wollte. Die Trump-Show, die seit 2015 läuft, sie wird wohl um eine Staffel verlängert - möglicherweise im Gerichtssaal. Und das ist wohl nicht das Serienfinale, dass sich Trump erhofft hat.

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