Interview

Stadtrat Peter Hacker: "Wir haben eine Zwei- oder Dreiklassenmedizin aufgebaut"

Die Presse/Clemens Fabry
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Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) spricht im „Presse"-Interview über die Qualitätsminderung bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung, Personalmangel in Spitälern, den neuen Umgang mit Gastpatienten und seinen Konflikt mit der Ärztekammer. An der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Apotheken will er festhalten.

„Wir haben eine Zwei- oder Dreiklassenmedizin aufgebaut. Hier wird es Weichenstellungen geben müssen, so kann es nicht weitergehen“, sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Darüber herrscht bei allen Landesgesundheitsreferenten Einigkeit. Mit dieser Fragestellung sollte sich auch die Ärztekammer offensiv beschäftigen, tut sie aber nicht. Die Sozialversicherungen sollten sich damit beschäftigen, tun sie aber nicht. Und auch der Gesundheitsminister müsste sich damit beschäftigen, tut das aber ebenfalls nicht sehr auffällig. Wir Landesräte können das beeinflussen, aber eben nicht allein." In seinem Kompetenzbereich, nämlich den Spitälern, gelinge es ihm „ziemlich gut", die Ärzte im öffentlichen System zu halten. „Natürlich gehen sie irgendwann auch weg. Spitäler sind nun einmal die einzigen Orte, in denen Ärzte für das gesamte Gesundheitssystem ausgebildet werden. Wir sind es gewöhnt, dass uns Ärzte verlassen, weil sie die einzigen sind, die den niedergelassenen Bereich überhaupt aufbauen und aufrechterhalten können.“ 

Was seinen Konflikt mit der Ärztekammer angeht, sieht er die Verantwortung bei Vizepäsident Stefan Ferenci. Bei ihm könne er nicht erkennen, „dass er auch nur einen einzigen schlauen Vorschlag macht, um das öffentliche Gesundheitssystem weiterzuentwickeln. Ich muss nicht um jeden Preis eine gute Arbeitsbeziehung zu jedem Ärztekammerfunktionär haben. Ich habe Herrn Ferenci nicht gewählt, die Funktionäre haben ihn gewählt, er ist das Problem der Ärztekammer, nicht meines."

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