Quergeschrieben

„Machts es, aber machts es unter der Tuchent“

Kein Staat kommt ohne Eingriffe in den Sprachgebrauch aus. Die Regierungen verstehen George Orwells „1984“ als Handlungsanleitung.

Kein Staat, totalitär oder nicht, kommt ohne Eingriffe in die Sprache aus. Wer die Sprache beherrscht, bestimmt über das Denken, um es in die erwünschte Richtung zu lenken oder ganz auszuschalten. In George Orwells „1984“ wird Oldspeak (Altsprech) durch Newspeak (Neusprech) ersetzt, um die Untertanen in Goodthinker (Gutdenker) zu verwandeln. Doublethink (Doppeldenk) hilft ihnen dabei, einander widersprechende Denkweisen als gleichermaßen wahr zu betrachten. Diese Methode erzeugt Slogans wie „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ und „Unwissenheit ist Stärke“.

Wer dabei an die russische Sprachregelung bezüglich des Krieges in der Ukraine denkt, der als „Spezialoperation“ ausgeschildert ist,liegt nicht falsch. In klassisch totalitärer Tradition hat Putin seine Sprachregelung nicht den gegängelten Medien überlassen, sondern er hat sie unter der Androhung drakonischer Strafen allen Bürgern oktroyiert. Im Westen hingegen verbergen sich manipulative Spracheingriffe gern hinter den vermeintlich allerbesten Intentionen, etwa wenn Friedensfreunde sofortige Verhandlungen über einen „Kompromiss“fordern, der natürlich erzwungene Gebietsabtretungen an Russland nicht ausschließen dürfe. Was da „Kompromiss“ genannt wird, meint in Wirklichkeit „Kapitulation“.

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