Wiener Konzerthaus

Currentzis im Konzerthaus: Einen solchen „Boléro“ hätte es nicht gebraucht

Der Dirigent hat mit seinem SWR-Symphonieorchester erst beeindruckt, dann enttäuscht.

Gleich zwei Finalstücke hintereinander? Das geht selten gut, auch nicht jüngst im Wiener Konzerthaus. Ravels als Schlusswerk angesetzter „Boléro“ passte schon stilistisch nicht zu den beiden Werken davor, Prokofieffs zweitem Klavierkonzert und Strawinskys „Le sacre du printemps“. Noch weniger, wenn man ihn so aufdringlich effekthaschend präsentiert, wie es Teodor Currentzis von seinem Orchester verlangte: Der Maestro tänzelte immer wieder in die Reihen seiner Musiker. Wer es so auf oberflächliche Wirkung anlegt, kann zwar des Applauses sicher sein, geht aber an den Intentionen dieses Stücks vorbei. Ein „Tanz in sehr gemäßigter Bewegung“, dessen Gestaltungselement das Crescendo ist – so wollte der Komponist diese Huldigung an die von ihm verehrte spanische Musik verstanden wissen. Davon war bei dieser exzessiven Darstellung wenig zu vernehmen.

Eine Enttäuschung. Zumal Currentzis davor die melodischen und rhythmischen Strukturen von Strawinskys „Sacre“ mit größtmöglicher Transparenz nachgezeichnet hatte. Mit klug gewählten, ideal aufeinander abgestimmten Tempi und Übergängen. Dabei ging es ihm nicht allein um die Dramatik der Partitur mit ihren aufrüttelnden, immer wieder wechselnden Rhythmen. Ebenso sorgfältig widmete er sich der Modellierung der subtilen lyrischen Passagen. Damit kam auch das Geheimnisvolle, Visionäre dieser Musik bewegend zur Geltung. Bedauerlich, dass instrumentale Unzulänglichkeiten diese mustergültige Interpretation wiederholt trübten.

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