Ukraine-Krieg

Selenskij reist nach Washington: Empfang, Rede im Kongress, Hilfspaket

Eine Mahnwache für die Ukraine vor dem Weißen Haus.
Eine Mahnwache für die Ukraine vor dem Weißen Haus.(c) Imago
  • Drucken

Der ukrainische Präsident tritt überraschend seine erste Auslandsreise seit Kriegsbeginn an. Er wird im Weißen Haus empfangen und soll vor dem US-Kongress sprechen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij ist zu einem Kurzbesuch in den USA aufgebrochen - es ist seine erste Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp zehn Monaten. Am Abend wird Selenskij in Washington unter anderem von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen und vor dem US-Kongress sprechen. Ziel sei eine Stärkung der Stabilität und Verteidigungsfähigkeit seines Landes, schrieb er am Mittwochmorgen auf Twitter.

Der ukrainische Präsident wird bei seinem Besuch in der US-Hauptstadt ein volles Programm haben. Nach dem Treffen mit US-Präsident Biden (20 Uhr MEZ) ist eine gemeinsame Pressekonferenz (22.30 MEZ) sowie ein Auftritt vor dem Kongress geplant. Danach werde er die Heimreise antreten, hieß es weiter.

USA dürften Patriot-Flugabwehrsystem liefern

Biden will US-Angaben zufolge auch bekannt geben, dass sein Land der Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem liefert. Es könnte Experten zufolge die militärische Lage entscheidend verändern, weil es Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen oder Raketen auch in größerer Entfernung abwehren kann. Erschwert würden also die russischen Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur, die seit Wochen für viel Leid in der Ukraine sorgen. Mit besseren westlichen Waffen könnte die Ukraine immer mehr zur "No-Fly-Zone" für russisches Fluggerät werden.

Das russische Präsidialamt kritisiert die Reise des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij nach Washington. Damit sehe er keine Möglichkeit für Verhandlungen mit der Ukraine, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Die anhaltenden Waffenlieferungen des Westens führten dazu, dass sich der Konflikt "vertieft".

Es ist die erste Auslandsreise Selenskijs seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar. Der 44-Jährige hat seine bisherigen Auftritte vor ausländischem Publikum - etwa bei den G7 - stets per Videoschalte absolviert. Die Hauptstadt Kiew verließ der Präsident nur zu Reisen innerhalb des Landes, zuletzt war er am Dienstag in der schwer umkämpften Frontstadt Bachmut, um die Soldaten zu motivieren.

Die USA haben die Ukraine seit Beginn des Krieges mit milliardenschweren Militärhilfen unterstützt. Biden wird am Mittwoch ein weiteres Militärhilfe-Paket in Höhe von knapp zwei Milliarden US-Dollar ankündigen, wie ein hochrangiger Regierungsvertreter mitteilte. Am Patriot-System werden die ukrainischen Streitkräfte demnach in einem Drittland ausgebildet. Er machte dazu keine weiteren Angaben. Naheliegend und wahrscheinlich ist, dass Ukrainer - wie auch bei anderen Waffensystemen schon praktiziert - in Deutschland ausgebildet werden, beispielsweise auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr in Bayern.

Moskau warnte vor Patriot-Lieferung

Moskau hatte Washington zuletzt vor einer Patriot-Lieferung gewarnt. Wie andere schwere Waffen auch würden diese Komplexe für die russischen Streitkräfte zu "rechtmäßigen vorrangigen Zielen", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, vergangene Woche. Die US-Regierung liefert bereits Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars oder das Flugabwehrsystem Nasams in die Ukraine.

"Wir sind nicht auf einen direkten Krieg mit Russland aus", sagte der US-Regierungsvertreter. Und daran werde sich auch mit Selenskijs Besuch und der Lieferung der Patriot-Batterie nichts ändern. Es gehe darum, eine Botschaft an Russlands Präsident Wladimir Putin und an die Welt zu senden, "dass Amerika für die Ukraine da sein wird, so lange es nötig ist."

Am Dienstag hatten sich Republikaner und Demokraten im US-Kongress auf einen Haushaltsentwurf geeinigt, der auch milliardenschwere Militärhilfen enthält. Das Paket mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) sieht unter anderem 44,9 Milliarden US-Dollar (42,3 Milliarden Euro) Hilfen für die Ukraine vor. Über den Entwurf müssen allerdings noch der Senat und das Repräsentantenhaus abstimmen.

Es ist nun Selenskijs zweiter Besuch im Weißen Haus seit dem Amtsantritt von Biden. Zuletzt hatte Biden seinen ukrainischen Kollegen Selenskij im Sommer 2021 in Washington empfangen. Bidens Regierung hatte früh öffentlich vor einem Angriffs Russlands auf die Ukraine gewarnt und sich dabei auf Geheimdienstinformationen berufen. Seit dem Einmarsch in die Ukraine haben die USA und ihre Verbündeten Russland mit harten Sanktionen belegt.

Putin will ebenfalls an diesem Mittwoch (12 MEZ) eine Zwischenbilanz des Kriegs ziehen und einen Ausblick geben. Putin leitet eine erweiterte Sitzung des Verteidigungsministeriums, zu der 15.000 Kommandeure und andere militärische Führungskräfte per Video zugeschaltet werden sollen, wie der Kreml mitteilte.

(APA/dpa/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.