Geldpolitik

Deutsches Institut warnt: Große EZB-Zinsschritte könnten Rezession verschärfen

(c) imago/Michael Schick
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Trotz der Risiken blickt das IMK weit weniger düster auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr als noch im Spätsommer.

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt die Europäische Zentralbank (EZB) vor weiteren kräftigen Zinserhöhungen. Dadurch könnte "die Rezession merklich verschärft" werden, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturprognose der Düsseldorfer Forscher. Einen allzu forschen Kurs der EZB zählen sie daher zu den "Abwärtsrisiken", die den leicht verbesserten Ausblick für die deutsche Wirtschaft konterkarieren könnten – ebenso wie eine Eskalation des Ukraine-Krieges oder neue heftige Corona-Wellen. Die EZB hat ihren Leitzins seit dem Sommer in mehreren Schritten auf 2,5 Prozent angehoben und will im kommenden Jahr nachlegen. Das macht Kredite teurer, was Investitionen und Konsum hemmen und somit den Preisdruck dämpfen kann.

Trotz dieser Risiken blickt das IMK weit weniger düster auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr als noch im Spätsommer. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nur um 0,3 Prozent schrumpfen und nicht wie bislang erwartet um 1,0 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr rechnet das IMK jetzt mit einem Wachstum von 1,8 Prozent. "Die deutsche Wirtschaft erweist sich als widerstandsfähig", schreiben sie in ihrer Prognose. Der massive Anstieg der Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, deutlich höhere Kosten für Lebensmittel sowie Lieferengpässe dürften allerdings dafür sorgen, dass sie im laufenden Winterhalbjahr in eine Rezession gerate.

Allerdings dürften die staatlichen Energiepreisbremsen dafür sorgen, dass der private Konsum im kommenden Jahr nicht so stark einbrechen wird wie bislang erwartet. Er soll um 1,3 Prozent niedriger ausfallen. "Der Rückgang würde noch viel drastischer ausfallen, wenn nicht die staatlichen Preisbremsen für diverse Energieträger und vereinbarte Tariflohnerhöhungen einen Teil der hohen Realeinkommenseinbußen der Konsumenten ausgleichen würden", analysieren die Forscher. Leichte Entspannung erwarten sie bei der Inflation. Die Teuerungsrate dürfte im zu Ende gehenden Jahr bei durchschnittlich 7,8 Prozent liegen, im kommenden Jahr dann auf 5,1 Prozent zurückgehen. "Sie bleibt damit jedoch weiterhin auf hohem Niveau", hieß es.

(Reuters)

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