Raumfahrt

Rückschlag für ESA: Erster kommerzieller Flug von Vega-C-Rakete gescheitert

Die Vega C bei ihrem Jungfernflug im Juli 2022.
Die Vega C bei ihrem Jungfernflug im Juli 2022.APA/AFP/ESA-CNES-Arianespace/Opt
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Die Mission der Trägerrakete Vega C ist missglückt. Sie hätte zwei Satelliten ins All befördern sollen, kam nach dem Start aber vom Kurs ab.

Die Vega C bei ihrem Jungfernflug im Juli 2022.
Die Vega C bei ihrem Jungfernflug im Juli 2022.APA/AFP/ESA-CNES-Arianespace/Opt

Der erste kommerzielle Start der neuen europäischen Trägerrakete Vega C ins All ist schief gelaufen. Die Rakete kam wenige Minuten nach ihrem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana von ihrem Kurs ab, wie wie Stéphane Israël, der Chef des Raketenbetreibers Arianespace in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Arianespace stufte die Mission als gescheitert ein. Es ist nicht das erste Problem, das es bei einer europäischen Trägerrakete gibt.

Wie es vom Unternehmen hieß, gab es etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start ein Problem beim Triebwerk Zefiro 40. Datenanalysen sollen nun Rückschluss auf die genauen Gründe dafür geben. Am Nachmittag wollte Arianespace bei einer Pressekonferenz zu dem Vorfall informieren.

Erst im Juli absolvierte die neue Vega C ihren Erstflug. Sie ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Laut Europäischer Raumfahrtagentur Esa ist die neue Rakete um einiges besser: Sie kann etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, ist flexibler und billiger. Gemeinsam mit der größeren Trägerrakete Ariane 6, die im kommenden Jahr mit etwa drei Jahren Verspätung erstmals in den Weltraum starten soll, soll die Vega C die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Ursprünglich hatte die Ariane 6 bereits 2020 abheben sollen, doch der Start wurde mehrfach verschoben, unter anderem wegen der Corona-Pandemie.

Rückschlag für ESA

Sollte der nun fehlgeschlagene Start auf ein grundlegendes Problem bei der neuen Rakete zurückzuführen sein, wäre das für die ESA ein erheblicher Rückschlag. ESA-Chef Josef Aschbacher hatte die Vega C bei ihrem Erstflug als "extrem wichtig" für Satelliten bis circa 2,4 Tonnen bezeichnet. Der Start der Rakete, die Lasten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen kann, habe eine neue Ära in dieser Raketenkategorie eingeläutet. Die ESA reagierte auf eine Anfrage zum fehlgelaufenen Start zunächst nicht.

Für Vega-C-Raketen sind bis einschließlich 2025 gut ein Dutzend Starts geplant. Das Vega-C-Raketenprogramm liegt in der Hand der ESA. Hauptauftragnehmer ist das italienische Unternehmen Avio. Arianespace kümmert sich um die kommerzielle Seite der Starts.

Die vom Kurs abgekommene Rakete hatte zwei Erdbeobachtungssatelliten an Bord. Die Flugkörper Pléiades Neo 5 und 6 von Airbus sollten eine Konstellation der Erdbeobachtungssatelliten im All ergänzen. Airbus Defence und Space kommentierte den schief gelaufenen Start der Rakete auf Anfrage zunächst nicht.

Zündergehäuse aus Oberösterreich

Die oberösterreichische Firma Peak Technology in Holzhausen (Bezirk Wels-Land) liefert die Zündergehäuse für die zweite und dritte Stufe der neuen ESA-Rakete. Dabei handelt es sich um einen rund halben Meter langen Zylinder mit einem Durchmesser von 150 Millimeter und einer Wandstärke von zehn Millimeter, der aus Kohlefaser gefertigt ist. "Während der Zündung muss das Gehäuse einen Druck von etwa 150 bar aushalten und ist, solange die Stufe brennt, das sind etwa zwei Minuten, etwa 3000 Grad Celsius ausgesetzt", erklärte Firmengründer und -chef Dieter Grebner anlässlich des Jungfernflugs im Sommer gegenüber der Austria Presse Agentur.

Pro Rakete liefert Peak Technology zwei Zündergehäuse, mit einem Auftragsvolumen von rund 90.000 Euro. Geplant sei, dass die Vega-C etwa fünf bis sechs Mal pro Jahr startet, sagte Grebner. Schon für die bisherige Version der Vega-Rakete hat Peak Technology Hitzeschilder für die vierte Stufe geliefert, das wird sie auch weiterhin für die C-Version.

(APA/dpa)

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