Kritik am Arbeitgeber

Mitarbeiter kritisieren Wiener Linien in anonymem Schreiben

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Demnach seien die Arbeitsbedingungen schuld daran, warum viele das Unternehmen rasch wieder verlassen. Die Folge seien zu wenig Personal und lange "Öffi"-Wartezeiten.

In einem anonymen Schreiben übt eine "größere Gruppe" des Personals der Wiener Linien Kritik am Arbeitgeber, berichtet der ORF Wien. Demnach seien die Arbeitsbedingungen schuld daran, warum viele das Unternehmen rasch wieder verlassen. Die Folge seien zu wenig Personal und lange "Öffi"-Wartezeiten. Die Fluktuation sei hoch, wenige blieben länger als drei Jahre bei den Wiener Linien. Grund sei die hohe Verantwortung im Fahrdienst. Die Wiener Linien verstehen die Verärgerung.

Diese Verantwortung steige seit Jahren mit dem immer höher werdenden Verkehrsaufkommen, monieren Bus-, Bim-, und U-Bahnfahrerinnen und -fahrer. Das Einstiegsgehalt von 2300 Euro brutto steige nicht mit. Außerdem sei der Job nicht familienfreundlich - die "Unterbrecherdienste" würden zunehmen und seien nicht mehr zeitgemäß - vor allem für Pendlerinnen und Pendler: "Man beginnt um 5.00 Uhr, fährt dann bis circa 9.50 Uhr, nun folgen circa vier bis sechs Stunden unbezahlte Pause, danach beginnt man wieder um 14.00 Uhr und fährt bis in den späten Abend", zitiert der ORF aus dem Schreiben. Auch rund um Krankenstände gibt es Beschwerden.

"Verstehen, dass ihr verärgert seid"

"Wir verstehen, dass ihr aktuell verärgert seid, weil es öfter zu längeren Wartezeiten bei den Öffis kommt", twitterten die Wiener Linien. "Die aktuelle Krankheitswelle und die angespannte Situation am Arbeitsmarkt stellen uns vor eine große Herausforderung. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in Pension und es gibt weniger Menschen am Arbeitsmarkt, die nachkommen. Daher ist derzeit immer wieder mit kurzfristigen Ausfällen bei Bim & Bus zu rechnen." Man gebe auch weiterhin das Beste, die Ausfälle so gering wie möglich zu halten.

Der Chefin der Wiener Linien sei bewusst, dass die Situation im Fahrdienst nicht leicht sei. "Genau deshalb haben wir gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung Ende letzter Woche eine entsprechende KV-Erhöhung verhandelt", so Alexandra Reinagl. "Ich habe im November den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen und prüfe alle Prozesse im Fahrdienst umfassend. Sollte es hier Verfehlungen bzw. nicht erklärbare Auffälligkeiten geben, wird dies auch Konsequenzen nach sich ziehen."

Der Betriebsrat verweist dem Bericht zufolge vor allem auf das für den Fahrdienst erreichte Gehaltsplus von bis zu 11,62 Prozent und geplante Arbeitszeitverkürzungen auf 35 Wochenstunden: "Zusätzlich kommt ein Teuerungsbonus von 500 Euro sowie (...) für 24.12. und 31.12. haben wir gemeinsam mit der Geschäftsführung der Wiener Linien einen zusätzlichen Bonus von 100 Euro pro Tag erreicht."

Als Belegschaftsvertreter bedaure er, dass die Kolleginnen und Kollegen den Weg über die Medien gewählt und nicht das direkte Gespräch gesucht hätten, so der Betriebsrat weiter. Das Problem der längeren Wartezeiten auf die Straßenbahn wird davon aber kurzfristig wohl nicht gelöst werden.

(APA)

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