Helmut Fallmann, Gründer u. CEO der Fabasoft (Mitte), und jene Entrepreneure, die sich der Devise „Vom Scale-up zum unternehmerischen Lebenswerk“ verschrieben haben (v.l.n.r.): Roland Fink (Niceshops), Peter Windischhofer (Refurbed Austria), Domagoj Dolinsek (PlanRadar) u. Johannes Braith (Storebox)
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Neuerscheinung

Über die Leidenschaft, etwas zu unternehmen

Neuerscheinung. Das Buch „Vom Scale-up zum unternehmerischen Lebenswerk“ von Helmut Fallmann, Gründer und CEO der Fabasoft, zeichnet den Weg zu „echtem Unternehmertum“ nach – in Theorie und Praxis.

Der europäischen Digitalwirtschaft mangelt es an wachstumsorientierten Unternehmen. Die Autonomie in den Bereichen Software und Elektronik ist verloren gegangen. „Wir müssen endlich Handlungskompetenz zurückgewinnen, um unseren Wohlstand nicht zu gefährden“, sagt Buchautor und Unternehmer ­Helmut Fallmann.

Vom Start-up zum Scale-up

Bereits 2016 hat der Digitalunternehmer in seinem Buch „Gegen den Verfall. Wie die Digitalisierung Europa retten muss“ darauf hingewiesen, dass der digitale europäische Binnenmarkt entschlossener realisiert werden muss. Die vergangenen Jahre haben laut Fallmann nur wenig zur Verbesserung der Situation beigetragen: „Zwar hat die Politik regulatorisch einiges weitergebracht, aber Probleme wie die lahme Gründertätigkeit oder die Risikoscheu, Wachstumskapital bereitzustellen, sind geblieben. Mit der Konsequenz, dass kaum starke europäische Digital- und Softwareunternehmen heranreifen.“

Mitverantwortlich für die verbesserungsbedürftige Lage in dieser Branche sei, dass viele Gründer:innen ihre Ideen zu rasch abverkaufen, anstatt auch in schwierigen Phasen am Ball zu bleiben. Wenn jedoch Verkaufen – vornehmlich nach Übersee – interessanter wird, als das unternehmerische Werk zum Wachsen zu bringen, droht Europa der Verlust an Wohlstand. Anlass genug für Helmut Fallmann, in seinem jüngsten Buch „Vom Scale-up zum unternehmerischen Lebenswerk“ aufzuzeigen, wie Entrepreneur:innen dabei unterstützt werden können, ihre Start-ups zu starken Unternehmen mit marktrelevanter Bedeutung zu formen.

Ist Gründer:innen der Sprung in die entscheidende Wachstumsphase gelungen, stehen sie vor einer Reihe ernsthafter Herausforderungen. Wer sich einen gewissen Kundenstamm erarbeitet hat, Umsätze und Gewinne erzielt und nun den Fokus darauf legt, das Geschäftsmodell zu erweitern, braucht zunächst Kapital, um den weiteren Weg zu finanzieren.

Partner für Smart Money

Banken stehen als Fremdkapitalgeber in den seltensten Fällen zur Verfügung, weil sie das Risiko scheuen. Insbesondere Geschäftsmodelle von Digitalunternehmen werden oft skeptisch betrachtet. Wagniskapital ist in Österreich und Deutschland traditionell knapp, und Börsen, die ein attraktives Segment für junge Unternehmer:innen bieten, gibt es nicht. Problematisch gestaltet sich in der Wachstumsphase ebenfalls das Thema der Beteiligung von Mitarbeitenden am Kapital. Die rechtlichen Hürden sind hoch, und eine steuerliche Förderung des attraktiven Modells, Mitarbeitende zu Miteigentümer:innen zu machen, fehlt.

Gelingt weder der Zugang zu Kapital, noch zu hoch qualifizierten Arbeitskräften, verlieren Entrepreneur:innen rasch den Anschluss. Die Idee, in dieser Situation ein gutes Kaufangebot anzunehmen, ist für viele verlockend. „Verständlich, aber schade“, meint Fallmann, der in seinem Buch eine Alternative zur Exit-Strategie vorschlägt: eine strategische Partnerschaft mit einem starken, etablierten Unternehmen. „Diese Partnerschaft kann einen erheblichen ökonomischen Mehrwert für beide Seiten haben.“ Für die ­Scale-ups bedeute die Unterstützung eines erfahrenen Partners mehr als nur Geld. Sie können mit sogenanntem Smart Money ihre Ideen vorantreiben, an Profil gewinnen und in hohem Maß wirtschaftlich erfolgreich werden.

Was es in jedem Fall braucht, ob mit oder ohne Partner, ist Mut und der Wille, die eigene Idee voranzutreiben, um aus dem einstigen Start-up ein unternehmerisches Lebenswerk zu machen. Wie das gelingen kann, zeigt das Buchkapitel „Im Portrait“, das elf erfolgreichen Scale-ups gewidmet ist. Vier der Gründer waren Ende November im „Presse“-Studio bei einer Diskussionsrunde zu Gast, um von ihren Erfahrungen zu berichten.

Vier zündende Ideen

Auf die Idee, eine Plattform für Anbieter und Nachfrager nach Lagerraum zu entwickeln, kam Storebox-Gründer Johannes Braith 2015 durch eine Beobachtung in seinem privaten Umfeld. Bald korrigierten er und seine Mitgründer das Geschäftsmodell und begannen selbst Lagerflächen zu entwickeln, vor allem im urbanen Raum. Aktuell verfügt Storebox über mehr als 180 Standorte und gilt als erste komplett digitalisierte Selfstorage-Lösung Europas.

Aus dem Antrieb heraus, Mängel an Baustellen zu dokumentieren und Beweise zu sichern entstand im Jahr 2013 die Firma Defectradar, die später in PlanRadar umgetauft wurde. Domagoj Dolinsek und seine vier Mitgründer waren angetreten, die Projektdokumentation und Kommunikation aller Beteiligten am Bau mit einer cloudbasierten Applikation einfacher zu machen. Mittlerweile bietet die App nicht mehr nur Baufirmen ihre Lösungen an. Auch Unternehmen aus dem gesamten Immobilienmanagement, dem Einzelhandel oder dem Gastgewerbe nutzen die Software.

Mit Nahrungsergänzungsmitteln ist Niceshops-Gründer Roland Fink 2007 gestartet. Heute vereint das Scale-up mehr als 45 Onlineshops unter einem Dach und bietet anderen Firmen sein Know-how als Dienstleister für E-Commerce an und übernimmt für sie etwa das Onlinegeschäft und die Logistik.

Das Geschäft mit generalüberholten Produkten voranzutreiben war für Peter Windischhofer und zwei Partner der Beweggrund für die Gründung des Green-Tech-Start-ups Refurbed. Was 2017 in Wien begann, ist nur fünf Jahre später ein in der Kreislaufwirtschaft tätiges Unternehmen mit 280 Mitarbeitenden, das vor allem Elektronikprodukten zu einem viel längeren Leben verhilft.

Eine Frage der Leidenschaft

Auf die Frage, warum es sich für Gründer:innen lohnt, der Verlockung eines gut dotierten Verkaufsangebots zu widerstehen und stattdessen auf die Fortsetzung des unternehmerischen Lebenswerks zu setzen, haben alle vier Entrepreneure eine klare Antwort.

„Ich persönlich hab mich dazu entschieden ein Unternehmen zu gründen, weil mir sehr viel daran liegt, etwas aufzubauen, das nachhaltige Themen in der Welt behandelt“, sagt Johannes Braith und fügt an, dass es sicher einfachere Wege gibt, schnell zu Geld zu kommen, als ein Start-up zu gründen. „Wenn das der Beweggrund ist, ist das sicher der falsche Ansatz. Etwas zu bauen, das im besten Fall global eine Marktführerschaft erreicht und Lösungen für gesellschaftliche Probleme bringt, ist etwas, das man mit Geld nicht aufwiegen kann“, so Braith.

„Die Chance zu haben, den gesamten Markt zu verändern, ist eine großartige Möglichkeit“, ist ­Domagoj Dolinsek überzeugt. Das gelte insbesondere in seiner Branche: „Ich denke, wir sind noch ganz zu Beginn der Digitalisierung in der Industrie, vor allem was die Bau- und Immobilienwirtschaft anbelangt. Mit unserem Produkt wollen wir dazu beitragen, dass diese Entwicklung schneller voranschreitet.“
Für Roland Fink steht besonders die Lust daran, eigenständige Entscheidungen treffen zu können, im Vordergrund: „Ich will selber bestimmen, wie ich meinen Betrieb gestalte. Das macht Entrepreneurship aus. Da muss man dann vorsichtig damit sein, wie man mit seinen Anteilen umgeht. Das wichtigste für mich ist, Unternehmer zu sein, um etwas unternehmen zu können.“

Die Leidenschaft spricht schlussendlich Peter Windischhofer an: „Ich glaube, die meisten, die wirklich Leidenschaft für ihr Start-up haben, die nehmen ein Verkaufsangebot erst im letzten Schritt an, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Wenn man diese Passion hat, dann ist es – im beruflichen Kontext – das schönste was es gibt, ein Unternehmen aufzubauen. Da hat man ausreichend Erfüllung, um den Stress zu vergessen und die Probleme und Herausforderungen auf dem Weg konstruktiv zu lösen.“

Zum Buch

Vom Scale-up zum unternehmerischen Lebenswerk
Verlage: Solutions by Handelsblatt Media Group, Hamburg / Die Presse Verlags-Gesellschaft, Wien.
1. Auflage: ISBN: 978-3-937596-89-1
Vertrieb: shop.zeit.de, shop.diepresse.com, amazon.de

Compliance Hinweis

Die Initiative basiert auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und wird finanziell von Fabasoft AG unterstützt.

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