Der Schriftsteller erklärt, in welcher Hinsicht ihn die Corona-Politik an Wiederbetätigung erinnerte, warum er die EU als sinkendes Narrenschiff und Österreichs Medienreform als Demokratiezerstörung sieht.
In Ihrem neuen Roman „Die Erweiterung“ sind ein paar Figuren klar realen Persönlichkeiten zuzuordnen – unter anderem der albanische Ministerpräsident, dessen politischen Stil Sie im Roman als sehr unkonventionell und kreativ zeichnen. Wissen Sie schon von Reaktionen des realen Ministerpräsidenten Edi Rama?
Er ist, so höre ich aus seinem Beraterstab, hochzufrieden, fühlt sich in seinem Wesen erfasst, kann sich aber vorstellen, dass der polnische Ministerpräsident eine polnische Übersetzung verhindern will.
Der kommt ja auch vor, wenig schmeichelhaft. Aber nicht nur das Bild polnischer, sondern überhaupt europäischer Politik ist im Roman bei allem Witz tief erschütternd. Warum verströmt das Buch dennoch im Vergleich zu Ihrem vorigen EU-Roman „Die Hauptstadt“ mehr Leichtigkeit? Schleicht sich Altersmilde ein?
Eher zunehmende Altersapathie, die man mit Milde verwechseln kann. Ich leide unter Schwermut, und wenn ich mich mit meiner Zeitgenossenschaft auseinandersetze, muss ich aufpassen, dass ich nicht schwer deprimiert werde. Aber ich habe mir beim Schreiben immer wieder gedacht, ich muss die Schwermut verstecken. Verblüfft hat mich, dass einige den Roman als Satire auffassen. Selbst das Komische hier ist ja nur die komische Seite des Tragischen. In der politischen Realität sehe ich ununterbrochen Situationen, wie ich sie schildere. Denken Sie an das Video, in dem die Kommissionspräsidentin vorführt, wie man richtig Hände wäscht. Das ist tragikomisch. Und höchste Politik.