"Blue facing"

Indigene rufen zum Boykott von "Avatar 2" auf

Indigene als blaue Aliens: Ist das rassistisch?
Indigene als blaue Aliens: Ist das rassistisch? beigestellt
  • Drucken

Angehörige indigener Völker üben Kritik an James Camerons Blockbuster „Avatar: The Way of Water“: Neben der Besetzung und der Darstellung indigener Völker geht es auch um Kommentare von Cameron selbst.

Viele Kinofans haben lange auf diesen Film gewartet: Ganze 13 Jahre hat es gedauert, bis James Camerons Fortsetzung „Avatar: The Way of Water“ schließlich diesen Dezember in die Kinos kam und bisweilen an die 300 Millionen Dollar einspielte. Wie schon Teil eins, dem überraschend großem Erfolg aus dem Jahr 2009, beinhaltet auch Teil zwei jede Menge „Ökokitsch“, wie in der „Presse“-Rezension nachzulesen ist.

Daran stößt sich anscheinend auch ein Teil der indigenen Bevölkerung der USA, die auf Social Media dazu aufrufen, sich den Science-Fiction-Blockbuster nicht anzusehen: „Amerikanische Ureinwohner und andere indigene Gruppen auf der ganzen Welt rufen zum Boykott dieses furchtbaren und rassistischen Films auf“, schreibt beispielsweise Yuè Begay, eine Vertreterin des Navajo-Stammes auf Twitter. „Unsere Kulturen wurden hier zweckentfremdet, um dem Rettungskomplex eines weißen Mannes zu entsprechen.“ 

„Anti-Indigene Rhetorik“ 

Die Kritik an Filmemacher James Cameron ist alles andere als neu, wurde aber zuletzt von wiederentdeckten Aussagen Camerons aus dem Jahr 2010 neu entfacht. Der Regisseur ließ sich bei der Konzeption von „Avatar" von der die Eroberungs- und Ausbeutungsgeschichte amerikanischer Ureinwohner inspirieren. Gegenüber dem britischen „Guardian“ äußerte er sich darüber vor mittlerweile zwölf Jahren so: „Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass die Lakota Sioux (eine indigene Bevölkerungsgruppe Nordamerikas, Anm.) wahrscheinlich damals härter gekämpft hätten, hätten sie in die Zukunft sehen können und gewusst, wie hoch die Suizidraten unter ihren Kindern sind, weil sie eine hoffnungslose, verlorene Gesellschaft sind.“ 

Der Kommentar sorgte zuletzt unter Angehörigen von indigenen Bevölkerungen für Aufsehen. „James Cameron hat ,Avatar' offensichtlich gedreht, um meine Ahnen zu einem härteren Kampf zu inspirieren“, äußerte sich etwa eine Betroffene auf Twitter. Eine weitere Angehörige einer indigenen Bevölkerungsgruppe ergänzte: „So schiebt man den Opfern die Schuld in die Schuhe, ohne seine eigenen Privilegien zu reflektieren.“ 

„Blue-Facing“ und kulturelle Aneignung

Kritik wurde auch an der Besetzung des Films geäußert. Obwohl, wie Cameron selbst immer wieder betont, das Volk der Na'vi im Film eindeutig von der indigenen Bevölkerung Nord- und Südamerikas inspiriert wurde, wurden für die verschiedenen Rollen ausschließlich weiße Schauspielerinnen und Schauspieler gecastet. In Anspielung auf die lange in der Film- und Fernsehbranche, aber auch im Alltag gängigen rassistischen Praktiken des „blackfacing“, „yellowfacing“ oder „redfacing“, wird diese Besetzungspolitik als „blue facing“ kritisiert.

In einem offenen Brief an Cameron schrieb Begay: „Unsere Gesichter und Stimmen hätten dort auf der Leinwand sein sollen. Weiße, die fiktionale Aliens spielen, die auf echten indigenen Bevölkerungsgruppen basieren, das ist Kolonialismus.“ 

Auch Brett Chapmann, ein indigener Bürgerrechts-Anwalt aus den USA, gab gegenüber der „L.A. Times“ an, dass Filme wie „Avatar" einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung von indigenen Völkern und ihrer Geschichte hätten. „Canerons Avatar-Filme betreiben white-washing, damit jeder, der sie anschaut, sich gut fühlen kann. Ihm geht es nicht um Anti-Imperialismus oder Anti-Kolonialismus, er macht Filme, um damit Geld zu machen.“ 

Auch äußere Merkmale wie Dreadlooks, Tribal-Tättowierungen oder kulturelle Eigenheiten würden in der Darstellung der Na'vi verwendet. „All diese Merkmale werden in durch einen weißen Blick betrachtet, für blaue Aliens verwendet“, so Chapmann „Aber Indigene sind echte Menschen, hier auf der Erde.“ >>> Zum Bericht der „L.A. Times“

(red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.