Gegengift

Der größte Stolz des Hirten ist das Weiden seiner Schafe

Seit es Dichter gibt, wird das Lob des Landlebens gesungen. Doch nicht alle, die sich vor der Krippe drängen, erleben eine Idylle.

Von den zahlreichen Neigungsgruppen im Gegengift ist eine allseits beliebt: Das „Aktionskomitee Krippenspiel“ bestimmt, wer welche Rolle am Weihnachtsabend übernehmen darf. Die Karrieristen – sie sind aus jenem Holz, aus dem man Chefredakteure schnitzt – fordern mit Nachdruck, dass sie exklusiv Maria und Josef sind. Die Abenteurer – oft aus dem Lager der Korrespondenten – sehen sich naturgemäß als reiselustige Magier. Für die meisten aber reicht es nur zum Schaf, in Weiß oder verpöntem Schwarz. Das Jesus-Baby wollte noch keiner spielen. Auch beim Hirtenamt gibt es wenig Andrang.

Bedauerlich! Dieser naturverbundene Beruf birgt enorme Möglichkeiten. Vielleicht förderte auch die frühkindliche Prägung zwischen Ochs und Esel im Umland Bethlehems, dass Jesus zum guten Hirten wurde, der wohlgefällig auf seine Herde schaut. In dieser Metapher steckt nicht nur Christliches, sondern die allgemeine Sehnsucht nach paradiesischen Zuständen, nach einem unschuldigen Leben in unverbrauchter Natur.
Vor allem Städter im antiken Griechenland und Rom gierten nach Bukolik.

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