Die Nacht, in der sie nicht schlafen konnte

Was für eine Woche. Weihnachten hätte sie gar nicht nötig gehabt. „Endlich wieder etwas spüren“, die Staatsoper-Werbung, klingt wie eine Drohung inmitten des Wohlfühl-Armageddon. Genießt es! Schöne Tage Euch! Erhol dich gut! Alles Gute mit deinen Lieben! Endlich wieder etwas weniger fühlen, das wär jetzt mal eine Ansage. Gefühl, Gefühl, Gefühl und die Dramen, die sich daraus ergeben. Aber vielleicht sollte ich einfach nicht so viel ins Theater gehen. „Wie es euch gefällt“ im Burgtheater am Samstag. Currentzis samt Bolero im Konzerthaus am Montag. „La Cenerentola“ in der Staatsoper am Mittwoch, drei Stunden Ballett, zwei Pausen, unzählige herunterfallende Mobiltelefone, das neue Husten anscheinend, zwei Stück Gerstner-Konfekt für die Tochter. Und wenn Sie mich jetzt noch fragen – was ist mit Hänsel und Gretel in der Volksoper, dann krieg ich einen Schreikrampf. Dazwischen gab es zur journalistischen Begleitung ja noch einen zornigen alten, einen kreidefressenden neuen Direktor fürs Burgtheater und einen jungen fürs Heeresgeschichtliche Museum. Nicht zu vergessen den Weihnachtskünstler der „Presse“, den ich für unser monatelang geplante Interview dann auf irgendeiner Landstraße im Senegal erreichen musste, der junge Herr ist schließlich ein Star, und wahnsinnig nett, also bitte, gern geschehen. Es hörte sich zumindest schwer nach Landstraße irgendwo in Afrika an. Dabei war es in Dakar und bald auch ein geeigneter Ort der Ruhe gefunden. Weniger einer der Besinnlichkeit. Soviel zur schönen, stillen, ruhigen Zeit, Gott hab sie selig, was auch immer das eigentlich heißen mag.

Alexandre Diop, süße 28, ist in Miami und Paris gerade die neue große Nummer des New African Painting, etwas heißeres gibt es nicht am Markt derzeit. Wohnen tut er trotzdem eigentlich in Wien. Wo ich vor ein paar Monaten einmal zufällig in sein Atelier geschneit bin spätnachts. Und sofort verliebt war. In eine Serie von Köpfen, die er auf die Rückseite historischer Schautafeln für den Unterricht gemalt hatte, aufgestöbert bei einem Altwarenhändler in Floridsdorf. Diese Köpfe (und eine Rückseite) werden Sie am 24. durch Ihre Weihnachts-„Presse“ begleiten. Es sind auf den ersten Blick brutale anatomische Studien. Dafür mit Heiligenscheinen aus Blattgold umrahmt. Ja, das Gold kommt gut im Druck, wir haben es probiert. Wir freuen uns sehr und sind stolz.

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