Das Regietheater ist schuld!

Tenor-Lieblings Jonas Kaufmann benennt in einem Interview mit "Sunday Times" die Gründe für die Krise der Gattung Oper.

Wiens Musikdirektor Philippe Jordan ist nicht der einzige Weltstar des Klassik-Business, der seine Stimme erhebt. Nun hat auch Jonas Kaufmann, einer der Vielgeliebten im Opernleben unserer Zeit, das übernhand nehmende sogenannte Regietheater als einen der Hauptgründe für die allerorten konstatierte Krise der Gattung Oper benannt. Die "Sunday Times" hat Kaufmann zur aktuellen Situation befragt. Sein "Befund" für die von vielen Intendanten beklagten Besucherschwund in den Opernhäusern ist eindeutlg:

"Zum Teil bezahlen wir jetzt die Zeche für das, was wir der Oper in den letzten Jahrzehnten angetan haben." Seit 20 bis 30 Jahren beherrschten Regietheaterproduktionen die europäischen Bühnen – "oft sind es radikale Neuinterpretationen des altbekannten Repertoires". Das sei zwar nicht prinzipiell verwerflich, nur scheinen die Ergebnisse Kaufmann offenbar in den wenigsten Fällen zu überzeugen. "Die Leute", sagt er, "mussten zur Kenntnis nehmen, dass ein Opernbesuch nicht mehr unbedingt einen entspannenden Abend mit sich bringt, sondern dass sie, im Gegenteil, mit den Problemen unserer Zeit konfrontiert werden." Und zwar keineswegs immer in schlüssigem Konnex zu den Geschichten, die eigentlich in den Werken erzählt werden. Das sei es jedenfalls nicht, was Opernbesucher suchten: "Das hilft uns nicht weiter", meint der Tenor.

Geplagt: Sänger und Publikum

Jonas Kaufmann war in den vergangenen Jahren nicht nur in seiner Heimatstadt München, sondern auch etwa bei den Salzburger Festspielen oder in Wien in Produktionen zu sehen, die vom Publikum teils als schwer zumutbare Angriffe auf die Integrität des jeweiligen Werks empfunden wurden, zuletzt etwa in der Neuinszenierung von Wagners "Parsifal" durch Kirill Serebrennikov an der Staatsoper.

Das Interview in der Sunday Times (Bezahlschranke)

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