China

Ein Notstand, der an Wuhan erinnert

China lockerte zuletzt die Corona-Maßnahmen weiter und beendete die Quarantäne-Pflicht für Einreisende.
China lockerte zuletzt die Corona-Maßnahmen weiter und beendete die Quarantäne-Pflicht für Einreisende.(c) APA/AFP/ISAAC LAWRENCE (ISAAC LAWRENCE)
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Nach der Kehrtwende in der Pandemiepolitik werden „Hunderttausende Tote“ befürchtet. Nun meldet sich auch Präsident Xi Jinping erstmals zur großen Krise.

Peking. Am Montag brach der chinesische Präsident sein Schweigen. Xi Jinping forderte die Behörden laut Staatsmedien dazu auf, wirksame Schritte zum Schutz der chinesischen Bevölkerung zu unternehmen. „Gegenwärtig stehen Covid-19-Vorbeugung und -Kontrolle in China vor einer neuen Situation und neuen Aufgaben“, erklärte der 69-Jährige nach Angaben des staatlichen Senders CCTV in einer Richtlinie.

Zum ersten Mal seit einem Monat äußerte sich Xi damit zur Lage im 1,4-Milliarden-Einwohnerland, das eine atemberaubende Kehrtwende in der Pandemiepolitik hingelegt hat. Die drakonische „Null Covid“-Strategie der letzten zweieinhalb Jahre wurde über Nacht durch eine schnellstmögliche Durchseuchung ersetzt. In Peking ist in den Restaurants und Shoppingmalls nahezu die alte Normalität eingekehrt.


Nur, was sich dieser Tage in Pekings Krankenhäusern abspielt, erinnert an den ersten Corona-Ausbruch in der chinesischen Millionenstadt Wuhan vor nahezu genau drei Jahren: Die Notaufnahmen der Stadt sind von Infizierten überfüllt, während das Gesundheitspersonal dem Ansturm nicht ansatzweise gewachsen ist – es fehlt an Betten, Sauerstoffbehältern und grundlegenden Medikamenten.

Die wahren Ausmaße des gesundheitspolitischen Ausnahmezustands sind nur schwer zu erfassen, da sich die Regierung für einen empirischen Blindflug entschieden hat. Die Gesundheitskommission publizierte zunächst absurd schöngefärbte Coronazahlen, ehe sie die täglichen Updates zuletzt ganz einstellte.

Jedoch kursieren längst realistische Prognosen: Laut einem Leak der Gesundheitskommission gehen die Behörden in den ersten 20 Dezembertagen von 250 Millionen Infizierten aus, was nahezu einem Fünftel der Gesamtbevölkerung entspricht. Einzelne Lokalregierungen haben zudem den mutigen Schritt in die Öffentlichkeit gewagt: Allein in der Ostküstenstadt Qingdao würde es derzeit zu 500.000 täglichen Neuinfektionen kommen, Tendenz steigend. In der Provinz Zhejiang nahe Shanghai sind es über eine Million neuer Coronafälle täglich.

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