Trotz der Feiertage gehen die Kämpfe weiter. Eine ukrainische Drohne stürzte auf russischem Flugplatz ab – und tötete drei Soldaten. Putin arbeitet an einem baldigen Gespräch mit Xi.
Kiew. Zumindest einen Weihnachtsbaum haben die Kiewer bekommen. Mehr als zehn Meter hoch, in den Nationalfarben Blau und Gelb erleuchtet, an der Spitze das ukrainische Wappen. So steht er während der Weihnachtsfeiertage in der Innenstadt. Im Dezember hatten Kritiker noch Unterschriften gegen das Aufstellen des großen Baums gesammelt. Das Geld sollte besser in den Krieg gesteckt werden, argumentierten sie.
Mit einem Weihnachtsfrieden wie im Dezember 1914 – als Briten und Deutsche an der Westfront des Ersten Weltkriegs aus den Schützengräben stiegen, um gemeinsam zu feiern – durfte in der Ukraine ohnehin niemand rechnen. Zum einen findet das Weihnachtsfest der russisch-orthodoxen Kirche erst im Jänner statt. In Kiew riefen einige orthodoxe Kirchen deswegen schon am Sonntag zum Gottesdienst, um sich von der religiösen Führung in Moskau zu distanzieren, mit der sie sich seit Jahren in einem Abspaltungsprozess befindet. Zum anderen ist der Waffenstillstand zu Weihnachten in modernen Kriegen mehr Mythos als Realität.
„Frieden für die gequälte Ukraine“
Dass der Krieg um die Ukraine keine Ausnahme ist, zeigen die Ereignisse des Wochenendes: Auch am Weihnachtstag schlugen in Cherson in der Südukraine die Granaten ein. Mindestens 16 Menschen wurden getötet. An der Front in der Stadt Bachmut kam es zu schweren Gefechten, rund 50 russische Soldaten sollen gestorben sein. Am Christtag wurde in allen Regionen der Ukraine der Luftalarm ausgelöst. Mehr als 40 Raketenangriffe von russischer Seite zählten die Behörden in 24 Stunden. Dutzende Städte in den Regionen Luhansk, Donezk, Charkiw, Cherson und Saporischschja seien am Sonntag beschossen worden, teilte das ukrainische Militär mit. Ukrainische Streitkräfte wiederum hätten fast 20 russische Ziele angegriffen.
„Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Feind versuchen wird, diese Zeit für uns dunkel und schwer zu machen“, sagte der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, am Abend des Christtages in seiner täglichen Videoansprache. Am Petersplatz in Rom bat Papst Franziskus am Montag um „Frieden für die vom Krieg gequälten Völker, um Frieden für die liebe und gequälte Ukraine“. Ein Gesandter des Kirchenoberhauptes war zu Weihnachten mit Lkw voll Thermounterwäsche, Stromgeneratoren und Winterbekleidung in Kiew angekommen.