"Komplizierte Lage"

Serbiens Armee wegen Spannungen im Kosovo in Alarmbereitschaft

Hunderte Kosovo-Serben blockieren seit Wochen mit Straßensperren den Verkehr im Norden des Kosovo. Präsident Vučić schickte zuletzt den Oberbefehlshaber seiner Streitkräfte ins Grenzgebiet.
Hunderte Kosovo-Serben blockieren seit Wochen mit Straßensperren den Verkehr im Norden des Kosovo. Präsident Vučić schickte zuletzt den Oberbefehlshaber seiner Streitkräfte ins Grenzgebiet.APA/AFP/ARMEND NIMANI
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In den vergangenen Wochen haben die Spannungen an der Grenze wieder zugenommen. Präsident Vučić hat „höchste Kampfbereitschaft“ angeordnet, die Lage sei „kompliziert“.

Angesichts von Spannungen im Kosovo hat die serbische Regierung die Armee in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Präsident Aleksandar Vučić habe "höchste Kampfbereitschaft" angeordnet, erklärte der serbische Verteidigungsminister Milos Vučević am Montagabend. Serben in der ethnisch geteilten Stadt Mitrovica errichteten zudem am Dienstag neue Straßensperren.

Zuvor hatte Armeechef Milan Mojsilović bereits erklärt, er sei angesichts der "komplizierten Lage" von Vučić an die Grenze zum Kosovo entsandt worden.

Das serbische Verteidigungsministerium hatte am Montagabend mitgeteilt, Präsident Vučić sei überzeugt, dass das Kosovo einen Angriff auf die Serben in der Region vorbereite und die Barrikaden gewaltsam entfernen wolle. Die Regierung des Kosovo hatte erklärt, sie könne keinen Dialog mit "kriminellen Banden" führen. In Mitrovica sollte aber die Bewegungsfreiheit wiederhergestellt und die Barrikaden entfernt werden, hatte sie gefordert. Die Polizei des Kosovo sei in der Lage und bereit zu handeln, warnte sie zudem. Man warte aber darauf, dass die im Kosovo stationierte NATO-Friedenstruppe KFOR, die eine neutrale Rolle hat, auf die Aufforderung des Kosovo zur Entfernung der Barrikaden reagiere.

Der Kosovo mit seiner mehrheitlich albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet. Trotz Vermittlungsbemühungen der EU liegen die Nachbarländer seit Jahren im Streit. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo bei ihren Versuchen, sich der Autorität Prishtinas zu widersetzen.

Warnung vor neuer Eskalation

In den vergangenen Wochen hatten die Spannungen an der Grenze zu Serbien wieder zugenommen. Hunderte Kosovo-Serben blockieren seit Wochen mit Straßensperren den Verkehr im Norden des Kosovo. Nächtliche Schüsse auf Polizisten und ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission EULEX mit einer Blendgranate hatten international Besorgnis ausgelöst. Zuvor war ein ehemaliger serbischer Polizist verhaftet worden, weil er bei einer früheren Demonstration Polizeibeamte des Kosovo angegriffen haben soll. Die örtlichen Serben fordern die Freilassung des verhafteten Ex-Polizisten und haben weitere Bedingungen zur Entfernung der Barrikaden gestellt.

Angesichts der wachsenden Spannungen im Norden des Kosovo hatte Serbiens Regierungschefin Ana Brnabić erst kürzlich vor einer Eskalation der Situation gewarnt. Beide Länder stünden "wirklich am Rande bewaffneter Konflikte", sagte sie. Für die Spannungen machte Brnabić die Regierung in Prishtina verantwortlich.

(APA/AFP)

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