Ländervergleich

Europa auf kaltem Energie-Entzug

Deutschland konnte etwa halb so viel Energie einsparen wie Österreich oder Dänemark.
Deutschland konnte etwa halb so viel Energie einsparen wie Österreich oder Dänemark.Imago/penofoto
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Der Krieg in der Ukraine zwingt zum Sparen, doch die EU tut sich alles andere als leicht, den Stromverbrauch vom Wachstum zu entkoppeln. In Österreich gelingt das vergleichsweise gut.

Wien. Das Klima-Christkind hat den leidgeprüften Europäern dieses Jahr einen Herzenswunsch erfüllt: Dank milder Temperaturen verbrauchten sie im Dezember deutlich weniger Erdgas als sonst – was sich einerseits in den steigenden Lagerbeständen widerspiegelt und andererseits für fallende Preise an den Rohstoffmärkten sorgt. So ist der europäische Referenzwert TTF (es handelt sich dabei um in den Niederlanden gehandelte Kontrakte) zuletzt mit rund 85 Euro pro MWh auf den niedrigsten Stand seit Mai gefallen – und liegt damit nur noch knapp über dem Vorkriegspreisniveau vom Jänner 2022. Mit jedem Tag über dem Gefrierpunkt steigen die Chancen, dass die EU auch im nächsten Winter der russischen Energie-Erpressung standhalten kann – denn je voller der Gasspeicher am Ende dieses Winters, desto weniger Gas müssen die Europäer im Laufe der warmen Jahreszeit zukaufen.

Die Presse, PW

Der russische Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat der europäischen Wirtschaft einen harten Schlag versetzt. Die Abkoppelung von russischen (Rohstoff-)Lieferanten läuft seit Kriegsbeginn auf Hochtouren, in den Hauptstädten der Union ist man fieberhaft auf der Suche nach alternativen Quellen – und versucht zugleich, so gut es geht Energie zu sparen. Doch wie erfolgreich sind diese Bemühungen? Zahlen der Internationalen Energieagentur IEA, die „Die Presse“ ausgewertet hat, liefern eine erste Zwischenbilanz – und diese fällt zwiespältig aus: Die bis September dieses Jahres aggregierten Daten zeigen nämlich erstens, dass es alles andere als einfach ist, energetischen Input und ökonomischen Output zu entkoppeln; und sie belegen zweitens, dass das Wetter nach wie vor einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie viel Energie Europa verbraucht. Anders ausgedrückt: Wer Russlands Diktator Wladimir Putin die Niederlage und der Ukraine Frieden wünscht, sollte in den nächsten Jahren auf milde Winter und kühle Sommer ohne überschießende Konjunktur hoffen.

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