Im Februar 2013 sprengte er das Amt, dabei lehnte er bis dahin jeden Bruch in der Kirchengeschichte ab. Der emeritierte Papst starb im Alter von 95 Jahren im Vatikan.
Da steht er. Aufrecht, unbeweglich, den Kopf leicht zurückgelegt. Die mit Edelsteinen besetzte goldfarbene Mitra, das weich fließende, goldene Messgewand, der silberne Hirtenstab in der linken Hand, eine zur Statue gewordene menschliche Person. Aufgegangen in dem Amt, das er soeben übernommen hat an jenem 24. April des Jahres 2005, bei der Einführungsmesse auf dem Petersplatz – der sechzehnte Benedikt in jener seit zweitausend Jahren ununterbrochenen Reihe von Oberhäuptern der Katholischen Kirche, der zweihundertfünfundsechzigste „Stellvertreter Christi“ auf Erden.
Da sitzt er. Leicht nach vorne gebeugt, wie in sich zusammengesunken. Der purpurrote Schulterumhang und die breite, rotgoldene Brokat-Stola lassen ihn noch schmächtiger aussehen. Kalt ist ihm offenbar, den weißen Hermelinbesatz seines Umhangs hat er eng um den Hals gelegt. Man schreibt den 11. Februar 2013, wieder hat sich Benedikt XVI. in traditionelle Amtskleidung zurückgezogen, und doch ist es der Moment, in dem dieser Joseph Ratzinger den Panzer aufbricht, der ihn immer mehr zusammengedrückt hat. In diesem Moment sprengt er das Amt.