Maßnahmen

Immer mehr Reisebeschränkungen wegen Coronawelle in China

Peking ist Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt.
Peking ist Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt.APA/AFP/STR
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Die USA verlangen von Einreisenden einen negativen Coronatest, auch Italien führt eine Abstrichtestpflicht ein. Die EU-Kommission berät heute über ein koordiniertes Vorgehen.

Angesichts der heftigen Coronawelle in China verschärfen mehrere Länder ihre Vorgaben zur Einreise chinesischer Staatsbürger. Nach den USA und anderen Ländern will auch die Europäische Union Schutzmaßnahmen gegen die Coronavirus-Infektionswelle in China hochfahren. Der Gesundheitsausschuss der EU berief am Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung ein, um Maßnahmen gegen die sich in China ausbreitende Pandemie zu koordinieren.

Die USA verlangen ab Jänner von Einreisenden aus der Volksrepublik einen negativen Coronatest, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mitteilte. Zuvor hatte bereits Italien als erstes europäisches Land verpflichtende Tests für Chinesen bei der Ankunft angeordnet. Mit Corona infizierte Reisende müssen sich in Italien in Isolation begeben.

Sorge vor neuen Varianten

In den USA tritt die neue Regelung am 5. Jänner in Kraft. Ab dann müssen Flugreisende, "die zwei Jahre und älter sind und aus China kommen, spätestens zwei Tage vor ihrem Abflug aus China, Hongkong und Macau einen Test machen und den Fluggesellschaften bei der Abreise ein negatives Testergebnis vorlegen", erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Washington müssen die Tests den Fluggesellschaften bei der Abreise vorgelegt werden. PCR- oder Antigen-Tests würden ebenso akzeptiert wie ein Genesenen-Nachweis nach einem positiven Test zehn Tage vor dem Flug. Die USA sind insbesondere besorgt, dass die schnelle Übertragung des Virus in China zur Entstehung neuer Varianten führen könnte.

Beinahe 50 Prozent der getesteten Personen positiv

Vor den USA hatten bereits Italien, Japan, Indien und Malaysia die Regelungen für Einreisen aus China verschärft. Indien verlangt ab Sonntag für Einreisen aus China, Hongkong, Japan, Südkorea, Singapur und Thailand einen 72 Stunden vor der Reise durchführten PCR-Tests, wie das Gesundheitsministerium in Neu Delhi am Donnerstag mitteilte.

Italien entschloss sich zu der Verordnung, nachdem aus Mailand besorgniserregende Zahlen gemeldet worden waren. Am 26. Dezember landeten zwei Flieger aus China in der norditalienischen Stadt. Von den dabei 210 getesteten Passagieren gaben 97 einen positiven Corona-Test ab, wie der Gesundheitsassessor der Region Lombardei, Guido Bertolaso, bekannt gab. Die Proben wurden zur weiteren Entschlüsselung der Covid-Varianten untersucht.

Österreich plant keine Anpassung der Reiseverordnung

Erste Laborergebnisse der Proben von Fluggästen hätten ergeben, dass in China Varianten und Sublinien zirkulierten, die man in Italien schon kenne, sagte Italiens Gesundheitsminister Orazio Schillaci am Donnerstag im Parlament. "Das ist die beruhigende Nachricht."

Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni forderte dennoch, dass auch europaweit eine Testpflicht verhängt werden solle. Der Gesundheitsausschuss der EU beriet Donnerstag einer Dringlichkeitssitzung zum Thema. Bei der Sitzung wurden dann aber keine Verschärfungen beschlossen, hieß es aus dem Gesundheitsministerium auf Anfrage.

"Österreich orientiert sich an einer abgestimmten europäischen Vorgehensweise und plant aktuell keine Anpassung der Covid-19-Einreiseverordnung - wie etwa einer Testverpflichtung für die Einreise aus China nach Österreich. Man befindet sich auch weiterhin in einem engen Austausch, um bei Bedarf rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können", teilte das Gesundheitsministerium in Wien nach der Sitzung mit. Im Gegensatz zu China verzeichne Österreich eine breite Immunität gegen die auch in China dominierende Omikron-Variante. Das Auftreten neuer Virusvarianten werde durch ein gut aufgestelltes Surveillance System beobachtet, hieß es.

Die SPÖ hatte zuvor am Donnerstag die Regierung aufgefordert, "dringend" die Einführung einer Testpflicht für Einreisende aus China an Flughäfen zu prüfen. "Wenn es um die Sicherheit der Bevölkerung und den Schutz der Menschen in Europa und Österreich vor der Einschleppung möglicher neuer Corona-Varianten geht, sollten wir auf Nummer sicher gehen und nach dem Prinzip `Vorsorge ist besser als Nachsorge ́ verfahren", so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer Aussendung.

„Kein Grund für Wiedereinführung von Grenzkontrollen"

Auch das deutsche Gesundheitsministerium erklärte am Donnerstag, die aktuelle Corona-Welle in China stelle allein noch keinen Grund für neue Einreisebeschränkungen dar. Bisher gebe es keine Hinweise auf eine neue Variante des Virus, die gefährlicher sei als die aktuell in Deutschland verbreitete. Dies könne sich aber noch ändern, hieß es.

Frankreich erklärte am Donnerstag, Grenzkontrollen seien wegen der Entwicklung in China nicht nötig. "Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen gibt es keinen Grund für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen", sagte die Chefin des Ausschusses zur Gesundheits-Risikobewertung, Brigitte Autran, dem Sender Radio Classique. Dies könne sich allerdings jeden Tag ändern.

Keine konkreten Zahlen, aber eine Million Covid-Tote befürchtet

Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Am Montag wurde auch das Ende der Corona-Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Ausland angekündigt und damit einen Ansturm reisewilliger Chinesen bei Buchungsplattformen ausgelöst.

Und das, wo sich das Coronavirus in China rasant auswirkt, das Land erlebt den weltweit höchsten Anstieg an Infektionen. Schätzungen zufolge könnten in China in den kommenden Monaten etwa eine Million Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion sterben. Bereits jetzt sind Krankenhäuser vielerorts überfüllt.

Genaue offizielle Corona-Zahlen gibt es in China nicht mehr. Nach dem Ende der Testpflicht ist es nach Behördenangaben inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen. Am Sonntag hatte China daher die Veröffentlichung täglicher Corona-Daten eingestellt.

Am Mittwoch meldete das chinesische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten zwar 5231 Neuinfektionen und drei Todesfälle, die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher sein.

Am Montag hatte Peking auch das Ende der Corona-Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Ausland angekündigt und damit einen Ansturm reisewilliger Chinesen bei Buchungsplattformen ausgelöst.

(APA/AFP)

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