Selbstinszenierung hat auch schon in den 1920er-Jahren funktioniert. Die Wienerin Tilla Durieux wusste wie.
Vieles haben sie freilich nicht gemein, Kim Kardashian und Tilla Durieux. Die eine gebürtige Wienerin mit sozialistischer Gesinnung, wenn auch aus gutbürgerlichem Hause, die andere Kalifornierin mit Milliardenvermögen. Einige Parallelen lassen sich dennoch ziehen. Beide wurden durch ihre Rollen und schließlich ihre unentwegte Selbstinszenierung berühmt (wenn auch Theater und Reality-TV zwei unterschiedliche Welten sind). Beide hatten drei Ehemänner, beide zählen zu den meistporträtierten Frauen ihrer Zeit. Die eine zierte etwa das Titelblatt der „Jugend“, jenes Magazins, das auch der Stilrichtung ihren Namen verlieh, die andere schaffte es bereits mehrmals auf das Cover der „Vogue“. Dabei galten beide a priori als nicht schön genug, aus nicht zuletzt xenophoben Gründen. Als zu grob galten Durieux’ Gesichtszüge — später wurde ihr eine Ähnlichkeit mit Paul Wegener nachgesagt — als zu üppig Kardashians Rundungen. Eine jede reformierte das Ideal ihrer Zeit, entpuppte sich sogar als Pionierin der Mode.