1880 kam Tilla Durieux in Wien zur Welt, im Alter von 23 Jahren ging sie nach Berlin. Dort verstarb sie 1971.
Ausstellung

Tilla Durieux, die Kardashian von einst

Selbstinszenierung hat auch schon in den 1920er-Jahren funktioniert. Die Wienerin Tilla Durieux wusste wie.

Vieles haben sie freilich nicht gemein, Kim Kardashian und Tilla Durieux. Die eine gebürtige Wienerin mit sozialistischer Gesinnung, wenn auch aus gutbürgerlichem Hause, die andere Kalifornierin mit Milliardenvermögen. Einige Parallelen lassen sich dennoch ziehen. Beide wurden durch ihre Rollen und schließlich ihre unentwegte Selbstinszenierung berühmt (wenn auch Theater und Reality-TV zwei unterschiedliche Welten sind). Beide hatten drei Ehemänner, beide zählen zu den meistporträtierten Frauen ihrer Zeit. Die eine zierte etwa das Titelblatt der „Jugend“, jenes Magazins, das auch der Stilrichtung ihren Namen verlieh, die andere schaffte es bereits mehrmals auf das Cover der „Vogue“. Dabei galten beide a priori als nicht schön genug, aus nicht zuletzt xenophoben Gründen. Als zu grob galten Durieux’ Gesichtszüge — später wurde ihr eine Ähnlichkeit mit Paul Wegener nachgesagt — als zu üppig Kardashians Rundungen. Eine jede reformierte das Ideal ihrer Zeit, entpuppte sich sogar als Pionierin der Mode.

Das Leopold Museum widmet sich aktuell im Rahmen einer Ausstellung der Wienerin Tilla Durieux, geboren 1880 als Ottilie Helene Godeffroy. Knapp vier Jahre spürte Daniela Gregori, Kuratorin der Ausstellung, der „Jahrhundertzeugin“ nach. Über 200 Porträts zeigen die Schauspielerin in ihren vielen Rollen, eben auch jener der modeaffinen Madame. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kein unüblicher Posten einer Darstellerin. Schauspielerinnen kleideten sich in zeitgenössischen Stücken bekanntermaßen nach der neuesten Mode, die Frau im Publikum nahm Notiz.

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