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Was wird 2023 aus ukrainischen Vertriebenen in Österreich?

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) IMAGO/SEPA.Media
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Aktuell sind Flüchtlinge in der Grundversorgung untergebracht. „Bis zum St. Nimmerleinstag“, wie Innenminister Karner meint. Das könnte sich ändern.

Der Krieg in der Ukraine dauert schon fast ein Jahr. Damit müssen in Österreich die Vertriebenenkarten Geflohener bis Ende Februar erneuert werden. Dies werde gerade vorbereitet, wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) betont - ein Umstand, den er nützen möchte, um im ersten Halbjahr 2023 "ergebnisoffen" zu klären, welchen Status die Vertriebenen aus der Ukraine künftig haben. Aktuell sind sie in der Grundversorgung untergebracht. "Bis zum St. Nimmerleinstag" würden sie dort sicher nicht bleiben, meint der Innenminister.

Sie stattdessen zum Beispiel ins Soziahilfe-System zu integrieren war in der Vergangenheit öfter überlegt worden. Karner legt sich hier nicht fest, stellt aber klar, dass man sich hier schon mit dem AMS Gedanken mache. Denn basierend auf den Erfahrungen des Jugoslawien-Kriegs schätzt man, dass etwa die Hälfte der aus der Ukraine Vertriebenen in Österreich bleiben könnte.

56.000 Ukrainer in der Grundversorgung

Aktuell sind rund 56.000 Ukrainer in der Grundversorgung, wobei die Zahl laut Karner seit längerem konstant bleibt. Dies führte in Verbindung mit relativ hoher Zahl an Asylwerbern zur Unterbringungskrise im Herbst, die sogar zur Aufstellung von Zelten führte. Der Innenminister sieht aber deshalb keine Notwendigkeit, zusätzliche Unterkünfte zu etablieren. Das übergeordnete Ziel sei "weniger illegale Migration, nicht mehr Quartiere".

Gefordert sieht der Innenminister dabei weiter die EU, die bei Reformen im Migrationsbereich in die Gänge kommen müsse. "Am Sinnvollsten" wäre es laut dem Ressortchef, wenn Flüchtlinge gar nicht auf Booten oder in LKWs in die EU kämen. Das heißt, sie sollten künftig aus anderen Ländern heraus ihre Anträge an der Außengrenze oder in sicheren Drittstaaten stellen. Das Schengen-Veto verteidigt der Ressortchef. Der Antrag auf Erweiterung um Rumänien und Bulgarien sei "überfallsartig" zu einem Zeitpunkt auf den Tisch gelegt worden, wo Schengen so schlecht funktioniere wie noch nie.

Druck auf die „Asylbremse“ 

Der Forderung von FPÖ und Teilen der Wiener ÖVP nach einem kompletten Asylstopp schließt sich der Innenminister auf entsprechende Fragen nicht an, spricht sich aber dafür aus, "weiter fest auf die Asylbremse zu drücken". Zugleich reitet er eine Attacke gegen die Freiheitlichen und deren Chef Herbert Kickl. Dieser habe als Innenminister keine Maßnahmen gesetzt, nichts in diesem Bereich erreicht und schreie nun laut und hüpfe "wie ein Gockel" herum. Zudem betreibe er Asyl-Tourismus, wenn er zur Grenze und dann von dort zu geplanten Flüchtlingsunterkünften herumreise - und wenn er selbst keine Zeit habe, schicke er "seine Identitären". Dass Kickl hier mit einer als rechtsextrem eingestuften Bewegung kooperiert, sieht Karner als "schäbig und bedenklich".

Die Staatsverweigerer-Szene, die vor allem im rechtsextremen Bereich rekrutiere, sieht der Innenminister derzeit mit dem politischen Islam als gefährlichste Bewegungen. Dabei gebe es zwar "keine akute Gefährdung, aber eine latente Bedrohung". Zum Wunsch von DSN-Chef Omar Haijawi-Pircher nach mehr Befugnissen und Instrumenten in der Extremismus-Bekämpfung meinte Karner, dass er an sich in seiner Funktion alles unterstütze, was zu mehr Sicherheit beitrage. Man hantle sich hier mit dem Koalitionspartner entlang des Regierungsprogramms voran.

Den Überlegungen des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger (SPÖ) nach gewissen Einschränkungen der Demonstrationsfreiheit tritt Karner nicht bei. Es gebe jetzt schon Möglichkeiten für die Polizei, aber auch für die lokalen Behörden Einfluss zu nehmen. Bei den sogenannten Klima-Klebern, die mit ihren Aktionen wiederholt in größeren Städten den Auto-Verkehr gestört haben, plädiert der Minister dafür, weniger Aufmerksamkeit aufzuwenden und stattdessen mit höheren Strafen zu reagieren, wie es die Wiener Polizei ja schon gemacht habe.

(APA)

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