Finanzierung

Start-up-Investitionen 2022 um 18 Prozent zurückgegangen

Die Start-up-Szene in Österreich hat an vielen Baustellen zu arbeiten.
Die Start-up-Szene in Österreich hat an vielen Baustellen zu arbeiten.Die Presse/Fabry
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Steigende Zinsen, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Inflation haben das Marktumfeld in der Start-up-Szene stark eingetrübt. So sind die Finanzierungen dieses Jahr um fast ein Fünftel eingebrochen.

Ein schwarzes Bild mit der Inschrift R.I.P. soll verdeutlichen, wie es aktuell um die heimische Start-up-Szene steht. Zumindest, wenn es nach Brüsli geht. Ein Posting, dass der Gründerin Sarah Lechner nicht leicht gefallen ist, wie sie sagt. „Schweren Herzens muss ich euch darüber informieren, wie herausfordernd das Jahr 2022 für uns war“. Denn: Das Wiener Start-up - spezialisiert auf die Herstellung von Knuspermüsli aus Brot vom Vortag - muss Insolvenz anmelden. Die Zukunft des Unternehmens und der Arbeitnehmenden sei aktuell unklar.

Mit dieser Sorge sind die Mitarbeitenden nicht alleine. Nach dem Rekordjahr 2021 ist der Gesamtwert der Investitionen in österreichische Start-ups heuer um 18 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro eingebrochen, geht aus dem Start-up-Barometer des Unternehmensberaters EY hervor. „Viele Geldgeber:innen sind nervös, die Risikobereitschaft sinkt, ebenso wie die Bereitschaft zu investieren“, beschreibt EY-Experte Florian Haas.

Auch beim beliebten Wiener Nachhilfe-Start-up GoStudent wackeln derzeit hunderte Jobs. GoStudent war mit Online-Nachhilfe in der Corona-Pandemie kometenhaft aufgestiegen und im Juni 2021 beim Einstieg der Investoren Softbank und Tencent mit 1,4 Mrd. Euro bewertet worden. Im Jänner 2022 stieg der Wert durch eine weitere Finanzierungsrunde auf 3 Mrd. Euro. Auch Österreichs erstes „Unicorn“, die Krypto-Börse Bitpanda, kämpft derzeit mit Problemen und musste hunderte Beschäftigte abbauen.

Innovation wird in unsicheren Zeiten gebremst

Teuerung, steigende Zinsen und eine drohende Rezession sorgen dafür, Investitionen zurückzuhalten, sagt Haas. Das Marktumfeld in der Start-up-Szene sei dadurch eingetrübt und Risikokapitalfinanzierer fehlen. Nach einem sehr starken ersten Halbjahr mit insgesamt 881 Mio. Euro Investments sei der Markt in Österreich im zweiten Halbjahr deutlich eingebrochen, zeigt die EY-Analyse. Wie nachhaltig der Krisenmodus ist, hänge insbesondere von der Zinspolitik, der Höhe der Inflation und dem Ausmaß der drohenden Rezession ab, sagt er weiter.

Etwa die Hälfte des gesamten Investitionskapitals sei 2022 auf die zwei großen Finanzierungsrunden von GoStudent mit 300 Mio. Euro sowie TTTech Auto mit 250 Mio. Euro gefallen. Unter die Top-5 nach Volumen schafften es auch Waterdrop und PlanRadar mit je 60 Mio. Euro sowie der Logistik-Spezialist byrd mit 53 Mio. Euro.

Der Trend zu größeren Finanzierungsrunden in Österreich hielt 2022 an, allerdings mit einem leichten Rückgang im Vergleich zum Rekordjahr 2021. Die Anzahl an großen Deals mit Volumina von mehr als 10 Mio. Euro ging von 16 auf zehn zurück. Die Deals mit mehr als einer Million Euro Volumen blieben mit jeweils 45 in 2022 und 2021 gleich. Bei den Finanzierungsrunden unter einer Million Euro gab es einen Anstieg von 61 auf 80.

Obwohl es in vielen Unternehmen aktuell zu Kündigungen komme, bleiben die bestimmenden Themen der nächsten Jahre: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Start-up-Hotspot bleibt die Bundeshauptstadt Wien. Die meisten Finanzierungsrunden gab es im Software- und Technologiebereich. Hier wurden laut EY mit 39 Finanzierungsrunden acht mehr gezählt als im Vorjahr.

(APA/red)

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