"Moralische Verantwortung"

Ballett-Aufführung in Mailand wegen Tänzer mit Putin-Tattoos abgesetzt

Ein italienisches Theater hat den Auftritt eines russischen Tänzers, der drei Tattoos von Präsident Putin hat, abgesagt. Damit reagierte es auf Online-Proteste gegen den geplanten Auftritt des Künstlers.

Das Mailänder Arcimboldi-Theater setzt eine Ballett-Aufführung mit dem russischen Tänzer Sergej Polunin ab. Er hat sich dreimal das Konterfei des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf Brust und Schultern stechen lassen. Nach einer Kampagne gegen den Auftritt Polunins im Stück "Rasputin - Ein Tanz-Drama" in sozialen Medien sei der Verzicht angesichts von Anspannungen und Drohungen eine Frage der "politischen und moralischen Verantwortung" gewesen, teilte die Bühne mit. Das Theater sei zudem einer E-Mail-Kampagne sowie zahlreichen negativen Nachrichten im Internet ausgesetzt gewesen.

Polunin sollte die Hauptrolle in dem Ballett "Rasputin - Tanzdrama" spielen, das ursprünglich für 2019 geplant war und aufgrund der COVID-19-Pandemie wiederholt verschoben wurde.

Gemeinsame Entscheidung

Das Arcimboldi hat sie Entscheidung nach eigenen Angaben im Einvernehmen mit dem Ensemble des Künstlers getroffen. Auch sprach sich das Theater entschieden gegen den Krieg in der Ukraine aus und wies darauf hin, dass es bereits Aufführungen der russischen Dissidentengruppe Pussy Riot und ukrainischer Künstler gezeigt habe.

Polunin, einer der größten Namen in der Tanzwelt und ehemaliger Solotänzer des Royal Ballet in London, wurde in der Ukraine geboren, hat aber 2018 die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Auf die Bitte um eine Stellungnahme über seine Website wurde bis dato nicht geantwortet.

Tanz für gefallene russische Soldaten

Im September führte er während einer Tournee in Usbekistan einen Tanz in Militäruniform für gefallene russische Soldaten auf und erhielt dafür einen Verweis von den usbekischen Behörden. Er sei von einem vereinbarten Programm abgewichen, hieß es dazumal.

Auftritte russischer Künstler und russische Kunstwerke sind nach Moskaus Militäraktion gegen die Ukraine, die am 24. Februar begann, im Westen umstritten. In Mailand hat etwa die Mailänder Scala den russischen Dirigenten Valery Gergiev aus dem Programm genommen, nachdem er die Invasion nicht verurteilt hatte. Man hält allerdings an der Entscheidung fest, die Spielzeit 2022-2023 mit dem russischen Werk "Boris Godunow" zu eröffnen.

(APA/Reuters)

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