Bildungsprogramm: ÖVP für flächendeckende Neue Mittelschule

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Bildungsprogramm oeVP fuer flaechendeckende(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die ÖVP hat ihr lange erwartetes Bildungsprogramm präsentiert. Die Hauptschule soll aufgewertet werden, das Gymnasium soll aber bleiben.

Mittelschule kommt, Gymnasium bleibt - das ist das Herzstück des Bildungsprogramms, das die ÖVP heute, Freitag, präsentiert hat. Die ÖVP gibt damit der Forderung von SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sowie verschiedener Landeshauptleute nach, die die Aufhebung der derzeit geltenden Zehn-Prozent-Höchstgrenze bei der Neuen Mittelschule (NMS) gefordert hatten.

Alle Hauptschulen sollen demnach zu Neuen Mittelschulen aufgewertet werden und mit einer "mittleren Reife" abgeschlossen werden, die zum Besuch einer höheren Schule berechtigt. Wer diese Prüfung nicht besteht, kann danach in eine Polytechnische oder Berufsbildende Mittlere Schule (BMS) gehen.

Unterricht in Modulen

Das Gymnasium soll aber bleiben: In der Sekundarstufe eins soll weiter differenziert werden. Der Einheitsbrei führt zur Nivellierung nach unten", so Parteichef Josef Pröll. In AHS und NMS soll der Unterricht in Modulen stattfinden, Begabte gefordert und schwächere Schüler gefördert werden. Aufnahmeprüfungen, wie zuletzt von Teilen der Partei gefordert, soll es aber nicht geben.

Die "Aufwertung" der Hauptschulen zu Neuen Mittelschulen könne schon mit dem kommenden Schuljahr beginnen, so Pröll, die zusätzlichen Kosten von 130 Millionen im Endausbau will er aus dem Budget bestreiten.

Karl: Bildungsentscheidung mit 14

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP), die federführend an der Erstellung des Konzepts beteiligt war, betonte, dass damit - wie vom Koalitionspartner SPÖ gefordert - die Bildungswegentscheidung künftig nicht mehr mit zehn, sondern erst mit 14 Jahren getroffen wird.

Inhaltlich pochte Beatrix Karl auf die "Sicherstelltung der Wahlfreiheit". Gleichzeitig will die ÖVP "Mut zur Elite" zeigen: Hochbegabte sollen künftig in so genannten "High Pontential Groups" gefördert werden. Als Zeichen, dass "Leistung sich auch im Bildungsbereich lohnt", soll es auch weiterhin Noten geben, diese sollen allerdings im Zeugnis um eine verbale Beurteilung erweitert werden. Außerdem sollen in der Mittelschule so genannte "Talentechecks" durchgeführt werden, denn "keine Begabung darf in Österreich verloren gehen".

"Bildungsvereinbarung" für Eltern

Das Bildungsprogramm der Volkspartei sieht auch eine Reihe von Verpflichtungen vor. Eltern sollen künftig eine so genannte "Bildungsvereinbarung" mit der Schule unterschreiben. Dadurch soll festgehalten werden, dass für Erziehung und Ausbildung der Kinder auch die Eltern verantwortlich sind, so Pröll.

Außerdem soll die Kenntnis der deutschen Sprache Pflicht werden: Wer bei der Sprachstandsfeststellung im Kindergarten Defizite hat, muss verpflichtend an Programmen zur Sprachförderung teilnehmen. Wer danach noch Probleme hat, muss ein Jahr lang die Vorschule besuchen, so der Plan der ÖVP. "Damit wird sichergestellt, dass die Schüler bereits vor Schulantritt Deutsch beherrschen", betont Karl. In den späteren Schulformen müssen Schüler in allen Fächern, in denen sie Probleme haben, am Nachmittag verpflichtend Förderkurse nutzen.

Bewegung zeigt die ÖVP in der Frage des Sitzenbleibens: Künftig sollen sowohl in der Neuen Mittelschule als auch im Gymnasium und danach in der AHS-Oberstufe und Berufsbildenden höheren Schulen (BHS) nur noch jene Module wiederholt werden, in denen der Schüler Defizite hat. Die Wiederholung einer ganzen Klasse solle "Ultima Ratio" werden, betonte Karl.

Schmied: "Schritt in richtige Richtung"

Unterrichtsministerin Schmied sieht "sehr positive Elemente" in dem Bildungspapier, bedauert aber, dass es mit dem Festhalten der ÖVP an den Gymnasien vorerst keine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen geben wird. "Schade, dass es nicht den großen Wurf gibt, aber es ist ein Schritt in die absolut richtige Richtung", so Schmied.

Die Kosten für eine Umwandlung der Hauptschulen in NMS beziffert sie höher als Finanzminister Pröll: Im Endausbau würden diese bei 200 bis 230 Millionen Euro liegen. Würde die NMS die gesamte Sekundarstufe eins ersetzen, also auch die Gymnasien, lägen die Kosten bei rund 300 Millionen brutto, also noch ohne Berücksichtigung von Synergieeffekten.

(APA/Red.)

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