Ukraine-Krieg

Raketenzwischenfall empört Belarus

S-300-Luftabwehrrakete aus der Ukraine wurde in Belarus abgefangen. Nato-Chef Stoltenberg drängt Bündnismitglieder zu weiteren Waffenlieferungen.

Wien/Minsk. Ein Zwischenfall mit einer ukrainischen Flugabwehrrakete auf belarussischem Territorium verschärft die Spannungen zwischen Kiew und Minsk. In Belarus war am Freitag von einer möglichen Provokation die Rede. Auch Russland mischte mit und zeigte sich offiziell „extrem besorgt“.

Was war passiert? Belarus hat offenbar am Donnerstag eine von einem S-300-Flugabwehrsystem abgefeuerte Rakete im Gebiet Brest abgefangen. Wegen des Vorfalls wurde in Minsk der ukrainische Botschafter einberufen. „Entweder wurde die Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt sich um eine absichtliche Provokation der Ukraine“, so Belarus' Flugabwehr-Chef Kirill Kasanzew am Freitag.

Die Ukraine signalisierte Bereitschaft, an der Aufklärung mitzuarbeiten, und erinnerte an die abgewehrten russischen Raketenangriffe auf die Ukraine am Donnerstag: „Daher ist auch eine Provokation vonseiten des Terroristenstaats Russland nicht auszuschließen, der eine Flugroute seiner Marschflugkörper so ausgewählt hat, um ihren Abschuss im Luftraum über Belarus zu provozieren“, hieß es seitens des Verteidigungsministeriums.

Die Nervosität ist groß. Belarus war in diesem Krieg schon quasi Abschussrampe für russische Raketen und Aufmarschgebiet für russische Soldaten. Zuletzt wurde wieder häufiger spekuliert, dass Belarus auf Druck aus Moskau wieder etwas im Schilde führt.

Dass die Armee von Belarus direkt in den Krieg eintritt, ist nach Angaben der US-Denkfabrik Institute for the Study of War aber weiter „sehr unwahrscheinlich“ und ein Angriff russischer Truppen aus Belarus in Richtung Kiew „unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“. Kreml-Chef Wladimir Putin hat mit Chinas Präsidenten, Xi Jinping, per Video telefoniert und ihn im Frühling zu einem Staatsbesuch nach Moskau eingeladen. Putin will auch die militärische Kooperation vertiefen. Xi sagte, China sei bereit, die strategische Zusammenarbeit mit Russland vor dem Hintergrund einer „schwierigen Situation in der Welt“ insgesamt zu verstärken. Den Weg zum Frieden bezeichnete er als „holprig“, Pekings Haltung zum Krieg in der Ukraine als „neutral und fair“.

Nato: Mehr Waffenhilfe

Nato-Chef Jens Stoltenberg hat unterdessen zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. „Es mag paradox klingen, aber militärische Unterstützung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ukrainische Angriffe auf Ziele in Russland bezeichnete er als legitim.

(APA/ag.)

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