Weihnachten ist vorbei. Und hier war es eigentlich sehr schön, wenn auch dezent improvisiert.
Der Christbaum war eine Eigenkreation aus ein paar Tannenzweigen und einer LED-Lichterkette, die um fünf vor zwölf beim Diskonter über die Kasse ging (minus 50 Prozent!), mit den Strohsternen und den Filzengelchen sah das trotzdem irgendwie feierlich aus und war noch dazu weder zerbrechlich noch brennbar noch irgendwie sonst unfallgefährdet. Darauf waren wir kurz stolz, bis das Kind plötzlich auf dem Esstisch stand, um die Engelchen aus dem funkelnden Ding zu zupfen. Die landeten samt Zweigen und Lichtern also auf dem Balkon, was wiederum die Katzen nutzten, um eine fingerdicke Schicht von der dort zum Kühlen abgestellten Pastete herunterzufressen – dem ersten Gang des traditionellerweise ungefähr siebenhundertgängigen französischen Weihnachtsmahls, das situationselastisch zuerst auf drei und dann überhaupt auf anderthalb Gänge verkürzt wurde. Für jemanden, der mit Würstelsuppe aufgewachsen ist, eh schon ein kulinarisches Plus.
Die Gestaltung des Weihnachtsmahls zwischen katholischer Kargheit und französischer Fressorgie und die des katzen- und kindersicheren Christbaums wird uns in Zukunft jedenfalls noch beschäftigen. Genauso wie die Frage, wer denn jetzt eigentlich die Geschenke bringt. Nachdem wir dereinst großspurig verkündet haben, eventuelle Sprösslinge sicher nicht zu belügen, hat uns nämlich in letzter Minute doch die Lust an der Magie gepackt, mit einem kleinen bzw. größeren interkulturellen Problem: Während bei mir das Christkind kommt, ist der Monsieur Team Papa Noël. Und das fliegende Jesulein ist mit dem bärtigen Alten schwer unter einen Hut zu bringen – nicht zuletzt, weil der seine Packerln eigentlich erst einen Tag später abliefert. Wir vertrauen vorerst einfach darauf, dass dem Kind die Widersprüche noch nicht auffallen. Und wenn es dann doch einmal anfängt, Fragen zu stellen, improvisieren wir einfach. Hat ja dieses Jahr auch ganz gut funktioniert.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2022)