Premium
Leitartikel

Benedikts Tod schließt ein Kirchen-Kapitel

Papst Benedikt XVI. ist gestorben, die Beerdigung soll am 5. Jänner stattfinden.
Papst Benedikt XVI. ist gestorben, die Beerdigung soll am 5. Jänner stattfinden.(c) APA/dpa/Boris Roessler
  • Drucken
  • Kommentieren

Joseph Ratzinger war einer der exzellentesten Theologen des 20. Jahrhunderts. Als Papst war er eine Gestalt, manchmal auch ein Gestalter, des Übergangs. Mit ihm stirbt eine alte Form der Kirche

Oft wurde er nicht oder gern auch falsch verstanden. Nicht selten wurde ihm in der Öffentlichkeit Unrecht zuteil. Der am Silvestertag im 96. Lebensjahr verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. hat kaum jemanden kalt gelassen – innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche.
Wie das eben manchmal so ist bei großen, bei übergroßen Persönlichkeiten, noch dazu wenn sie ein Amt innehaben, das selbst übergroße, fast nicht zu erfüllende Anforderungen stellt.

Für die einen war Joseph Ratzinger der Held, der die Kirche vor vielerlei Abirrungen bewahren konnte. War er der Mann, der ein Bollwerk gegen Modernismus wie Relativismus gebildet, interne Reformen erfolgreich abgewehrt und sich generell gegen viele der Vorstellungen gestemmt hat, denen die Welt draußen anhängt. War er der Bewahrer des reinen, des unverfälschten Katholisch-Seins.

Für die anderen war er der unbarmherzige innerkirchliche Hardliner, der „Panzerkardinal“, wie er in seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation unter Papst Johannes Paul II. denunziert wurde. War er auch jemand, der als Bischof von München und dann von Rom zu wenig gegen Missbrauch getan hat. Beides greift viel zu kurz. Beide Sichtweisen wurden und werden Joseph Ratzinger bei Weitem nicht gerecht.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.