Song der Woche

Gute Vorsätze? Weiterfahren!

Gretel Hänlyn
Gretel Hänlyn
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Den Namen Gretel Hänlyn hat die 20-jährige Britin Maddy Haenlein von ihrer deutschen Großtante. Inspiriert hat sie die Plattensammlung ihres Vaters, von Pink Floyd bis Nick Cave.

Gretel Hänlyn: „Today (Can't Help But Cry)“. Gute Songs sind oft in sich widersprüchlich, zugleich jauchzend und betrübt. Gefühlsmäßig janusköpfig sozusagen, passend zu Neujahr. Dieser Song etwa, der – nach minimaler Bedenkzeit, in der ein Hallen herrscht – davonrast wie ein Intercity-Zug, fast reibungslos: Heute sei der beste Tag ihres Lebens, singt Gretel Hänlyn, alles werde sich ändern, alles werde gut sein. Nein, das sind keine guten Vorsätze, das ist Zuversicht. Aber unter einer Bedingung: sein Lächeln. Und das birgt leichten Zweifel in sich: „I tend to feel displaced“, singt Hänlyn. Textlich bleibt die Euphorie aufrecht, doch nach der Hälfte des Songs löst sich der Rhythmus auf, das verzerrte Hallen vom Anfang übernimmt. Bald erfängt sich der Beat wieder, aber nichts ist wie zuvor. Im langen Outro verdichtet sich der Nebel, aber es bleibt die Vision der Fahrt: „I go on, I go on and on“, singt Hänlyn wieder und wieder. Dramatisch bis zum Nachhall.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter

(„Die Presse“) sowie Michaela Pichler und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und www.fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.01.2023)

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