Nächster Winter

Das Energie-Chaos ist noch nicht vorbei

Im Moment ist alles ruhig, der Gaspreis gesunken. Verlassen will sich darauf aber noch niemand.
Im Moment ist alles ruhig, der Gaspreis gesunken. Verlassen will sich darauf aber noch niemand. Getty Images
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Europa will freier und grüner werden. Doch das dauert – und hat seinen Preis. Warum der Winter 2023 härter wird als der Winter 2022 und Energie noch einmal so richtig teuer werden könnte.

Als Wladimir Putin am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, dauerte es nicht lang, bis die ersten Kommentatoren darin auch eine Chance witterten: „Dreht den russischen Gashahn zu“, forderte Gernot Wagner, der renommierte US-Klimaökonom mit Geburtsort Amstetten, bereits am Morgen nach der Invasion. Europa müsse den dreisten Überfall des Kreml nutzen, um sich aus alten Abhängigkeiten zu befreien und alles daransetzen, alsbald ein grünes Energiesystem aus dem Boden zu stampfen. Auch ökonomisch gebe es angesichts der Preisexplosion bei Erdgas kein Argument mehr, bei der lang beschworenen Energiewende weiter auf der Bremse zu stehen. Doch ganz so schnell sollte es 2022 dann doch nicht gehen.

Denn statt sich gleich um die saubere Energieversorgung von übermorgen zu kümmern, mussten Europa und weite Teile der Welt erst lernen, mit der schwersten Energiekrise seit Jahrzehnten umzugehen. Die Preise für Erdgas, Erdöl und Strom stiegen angesichts der plötzlich offenkundigen Unzuverlässigkeit des größten Lieferanten um ein Vielfaches und trieben die Inflationsrate in lang nicht gesehene Höhen. Die Sorge um Versorgungsengpässe bescherte alten Kohlekraftwerken ein Comeback. Just in dem Jahr, in dem viele den Startpunkt für die grüne Wende erhofften, verbrauchte die Welt so viel vom schmutzigsten Energieträger wie nie zuvor. Hunderte Energieversorger in Europa gingen Bankrott oder mussten mit Steuergeld vor dem drohenden Kollaps bewahrt werden. Hinzu kamen Dürre, wenig Wasserkraft und kaputte Atomkraftwerke, sodass sich erstmals seit Langem auch in Mitteleuropa wieder die Angst vor flächendeckenden Blackouts ausbreitete. Diese Kombination aus Preisschock und unsicherer Energieversorgung war es auch, die die Weltwirtschaft letztlich an den Rand der Rezession bringen sollte.

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