Die von der breiten Bevölkerung getragene Protestwelle wird wohl auch im neuen Jahr nicht abflauen. Das Festhalten der europäischen Länder am Atomdeal sorgt bei den Demonstranten für tiefe Enttäuschung.
Die Demonstranten im Iran stellen die Systemfrage. Es geht nicht mehr nur um mögliche Reformen, um Veränderungen innerhalb der bestehenden Ordnung. Den Iranerinnern und Iranern, die seit mehr als 100 Tagen die Straßen bevölkern, geht es um nichts weniger als den Sturz der Islamischen Republik. Seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Jina Amini gehen die Proteste unablässig weiter. Das brutale Regime will mit einer Hinrichtungswelle die Menschen abschrecken; zuletzt hatte es auch den Anschein, als ob die Demonstrationen weniger würden. Doch aufhören, so scheint es, wird die Protestwelle auch im neuen Jahr nicht.
Nach dem Tod von Amini sind es die Frauen, die die Demonstrationen anführen, sie stellen sich gegen die jahrzehntelange systematische Repression. Im Vergleich zu vorangegangenen Protestwellen wird diese von weiten Teilen der Bevölkerung getragen. In den vergangenen Monaten kam es Studentenprotesten, zu Streiks in der Industrie und im Handel. Die Kunst- und Kulturwelt solidarisiert sich mit den Demonstranten; es war der Rapper Mohsen Shekari, der als erster im Zusammenhang mit den aktuellen Protesten hingerichtet wurde.