Silvesteransprache

Kardinal Schönborn ruft zu "Zuversicht, Dankbarkeit und Gottvertrauen" auf

APA/EVA MANHART
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"Lassen wir uns unser Land, unsere Zeit nicht schlechtreden", appellierte der Wiener Erzbischof in seiner alljährlichen Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. Die Rede war noch vor der Nachricht vom Ableben des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aufgezeichnet worden.

Kardinal Christoph Schönborn hat dazu aufgerufen, trotz aller Negativschlagzeilen und Sorgen, die das vergangene Jahr mit sich gebracht hat, "mit Zuversicht, Dankbarkeit und Gottvertrauen ins neue Jahr" zu gehen. "Lassen wir uns unser Land, unsere Zeit nicht schlechtreden", appellierte der Wiener Erzbischof in seiner alljährlichen Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. Die Rede war noch vor der Nachricht vom Ableben des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aufgezeichnet worden.

Auch wenn der Krieg in der Ukraine und seine Folgen in Form von Teuerung und Inflation jeden Einzelnen betreffe auch wenn die Flüchtlings- und Klimakrise viele Menschen "ohnmächtig und voller Sorgen" in die Zukunft blicken lassen, so dürfe dies nicht den Blick auf das viele Gute verstellen, das geschehe und Grund zur Zuversicht gebe, so Schönborn.

"Leben lässt sich nicht planen"

Die ereignisreichen, von zahlreichen Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg gezeichneten vergangenen zwei Jahre hätten ihn an das Zitat seiner Mutter, "Leben lässt sich nicht planen", erinnert, so der Wiener Erzbischof. Erst habe die Pandemie "die ganze Welt durcheinandergebracht", viele Tote gefordert und gesellschaftliche Spaltungen im Zuge der Impfdebatte befördert; dann sei ein "schrecklicher Krieg" auf europäischem Boden ausgebrochen, der "grauenhafte Opfer" fordere, Millionen Menschen zu Flüchtlingen mache und nun mit der "systematischen Zerstörung von Infrastruktur" die Menschen vor unüberwindbare Herausforderungen stelle. Auch die Klimakrise stelle sich immer mehr als eine "dramatische Wirklichkeit" heraus, der gegenüber sich die Menschen ohnmächtig fühlten.

Ihn persönlich tröste u.a. das bekannte Wort des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843): "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." Als tröstlich erfahre er etwa das große ehrenamtliche Engagement in Österreich, in dem sich Zusammenhalt und Solidarität zeige. Auch denke er in dem Zusammenhang an die rund 30.000 Frauen und Männer aus den Nachbarländern, die die 24-Stunden-Hilfe für Alte und Kranke aufrecht erhielten.

Zum Ableben des emeritierten Papstes äußerte sich Schönborn in einer Sonder-"Zeit im Bild" des ORF. Benedikt XVI. habe mit seinem Rücktritt 2013 das Papsttum vermenschlicht. Der Rücktritt sei ein "Schritt mit großer Bedeutung für kommende Generationen" gewesen, sagte er. Und er fügte hinzu, dass er persönlich diesen Schritt des Papstes verstanden habe, der seine Kräfte schwinden sah.

Das theologische Schaffen des Papstes, gebündelt in bisher 15 Bänden, sei ein "Meisterwerk der Theologie", so Schönborn. Auf den Missbrauch in der Kirche angesprochen, erinnerte Schönborn an die "Causa Groer". Die vatikanische Kurie habe damals gebremst, als es darum ging, Untersuchungen gegen Kardinal Hans Hermann Groer durchzuführen. Kardinal Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, habe sich aber entschieden für solche Untersuchungen eingesetzt und mit der Einrichtung eines eigenen Gerichtshofs für schwere Missbrauchsfälle in der Glaubenskongregation ein deutliches und wegweisendes Zeichen gesetzt.

Benedikt XVI. habe zudem auch nie gezögert, eigene Fehler einzugestehen, "und das ehrt ihn auch", so Schönborn: "Benedikt XVI. hat immer für die Wahrheit plädiert, in der Theologie, in der Gesellschaft und auch was den Missbrauch betrifft."

(APA)

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