Leitartikel

Es gibt kein Zurück in die Natur – und das ist gut so

Beschütten Proponenten der „Letzten Generation“ Kunstwerke, dann wirkt das wie zur Schau gestellte Verachtung der Kunst.
Beschütten Proponenten der „Letzten Generation“ Kunstwerke, dann wirkt das wie zur Schau gestellte Verachtung der Kunst.(c) APA/AFP/LETZTE GENERATION …STE (HANDOUT)
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Ein nachträglicher Neujahrswunsch: Umwelt- und Klimaschützer sollen sich nicht einer antihumanistischen Ideologie verschreiben.

Von der „Bewahrung der Schöpfung“ ist dieser Tage in vielen Predigten, eher geistlichen und eher weltlichen, die Rede. Wer würde nicht zustimmen? Es scheint heute ein breiter Konsens zu sein: Wir Menschen schädigen die Natur, wir beuten sie aus, ja: missbrauchen sie. Kein Wunder, dass sie zurückschlägt, uns straft wie eine gekränkte Mutter.

Diese Denkfigur beruht auf der Vorstellung, dass die Natur – in der theologischen Variante: die Schöpfung – ohne uns in einem harmonischen Gleichgewicht wäre. Und nach uns sein wird. Michel Houellebecq hat diese Vorstellung am Ende seines Romans „Karte und Gebiet“ verdichtet: „Wenn die Bilder der Menschen verwittern“, dann werde „alles ruhig, und zurück bleiben nur im Wind wiegende Gräser. Die Vegetation trägt den endgültigen Sieg davon.“

Doch das Idyll trügt. Es gibt im Leben kein dauerhaftes Gleichgewicht, ein solches wäre der Tod. Die Wölfe weiden nicht neben den Lämmern. Die Evolution, in der sich alles Leben entwickelt hat, wurde durch Katastrophen geprägt und getrieben, die größten markieren die Grenzen zwischen den Erdzeitaltern. Und die Natur ist, wie Darwin gesagt hat, „blutig an Klauen und Zähnen“. Unsere Moral finden wir nicht in ihr. Nur ein Beispiel: Vergewaltigung ist bei vielen Tierarten eine gängige Sexualstrategie, wir Menschen ächten sie und strafen sie zu Recht.

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