Österreichs Gesundheitssystem verliert schleichend an Qualität. Die vielen Schwachstellen sind nicht neu, nur wurden sie zuletzt gnadenlos offengelegt.
Hausärzte, die ihre Patienten dazu aufrufen, Ordinationen nur dann aufzusuchen, wenn sich ihr Zustand verschlechtert und Hausmittel nicht mehr helfen. Der Ansturm sei angesichts 300 bis 400 Konsultationen pro Tag nicht mehr zu bewältigen. Spitalsärzte, die hoffen, dass die Rettung heute Nacht keine schwer verletzten oder schwer erkrankten Personen mehr bringt, weil alle Intensivbetten belegt sind. Mütter und Väter, die auf der Suche nach einem Asthmaspray oder einem Antibiotikum für ihre Kinder zehn Apotheken abklappern, um irgendwo die letzte Packung zu ergattern – oder auch nicht. Willkommen in Österreich, dem Land mit dem besten Gesundheitssystem der Welt.
Gut, das war jetzt nicht fair. Tatsächlich behaupten seit einigen Jahren nicht einmal mehr verantwortliche Politiker und Vertreter der Sozialversicherungen, Österreich hätte das beste Gesundheitssystem der Welt. Im Interview mit der „Presse“ sprach Wiens Gesundheitsstadtrat, Peter Hacker (SPÖ), zuletzt sogar von einer „Zwei- oder Dreiklassenmedizin“.