Gastkommentar

„Mythos Mozart“ in Wien: Armer Amadé

(c) Peter Kufner
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In der Wiener Innenstadt kann man derzeit die Reduzierung eines musikalischen Genies auf blanke Schausüchte erleben. Also nichts wie hin in die Mozart-Geisterbahn im Keller des Kaufhauses Steffl.

Der Autor:

Dr. Otto Brusatti (geboren 1948 in Zell am See) ist Musikwissenschaftler, Regisseur, Autor und Ausstellungsmacher. Unter anderem war er in den Jahren 1990/91 auch Mitkurator der größten Mozart-Ausstellung überhaupt. Zahlreiche Publikationen, zuletzt erschienen: „Der Gaukler mit Beethoven & Co. Ein Musik-Roman“ (Morio Verlag, 2022).

Keine paar Hundert Meter voneinander entfernt wird in der Wiener Innerstadt der W.A. Mozart seit Kurzem eher heimgesucht. Im Theatermuseum, dem urwüchsigen Palais mit viel Klassik-Historie (Beethoven!), zeigt man eine Schau, welche sich „Austropop. Von Mozart bis Falco“nennt und für die in etwas billiger Aufmachung ziemlich viel herbeigeschaufelt worden ist.

Nur um anzugeben, subsumiert man unter dem Pop-Genrebegriff mittels jeweils einiger Versatzstücke unsere Helden seit beinahe schon 250Jahren? Kunterbunt. Dieses Austro ist dafür offenbar ein Zauberwort. Denn das Konzept und der Werbetext kennen keinen Genierer. Österreich hat viele Popstars hervorgebracht... Johann Nestroy... Johann Strauß... Operetten... Broadway... Verfilmungen... Richard Tauber... Armin Berg... Hermann Leopoldi... Helmut Qualtinger... Arik Brauer... André Heller... Marianne Mendt... und so fort bis Ambros/Fendrich/Danzer,... Kaiserin Elisabeth (sic) gemeinsam mit Stefan Weber und dem Weißen Rössl, einer lustigen Witwe, Conchita, Sound of Music, Life Ball und . . .; Falco ist natürlich noch allemal aktueller Höhepunkt; für die Quasipropyläen griff man aber noch viel tiefer in die Schatzkiste. Der Austropop beginnt eigentlich(?) schon bei Mozart und Schikaneder, so prunkt das Internet. So verblödet man (eigentlich) aus Geschäftsgründen unsere Kulturgeschichte, so kocht man (eigentlich)Einheitsbrei, ein ganzes Jahr lang.

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