Gastbeitrag

Krieg in Europa: Nächste Station Niemandsland?

Gedanken über Vertrauen und Hoffnung in Zeiten der Perspektivlosigkeit.

Der Autor:

Paul Sailer-Wlasits ist Sprachphilosoph, Politikwissenschaftler und Autor. Zuletzt erschienen: „Lüge, Hass, Krieg. Traktat zur Diskursgeschichte eines Paktes“ (2022).

Kriege sind gewaltvoll-schreckliche Abgründe, Prozesse der Abkehr vom Humanismus. Man kann diesen niemals Verständnis entgegenbringen, sondern sie lediglich denkend nachvollziehen. Um diesen Nachvollzug gedanklich bewältigen zu können, ist es unabdingbar, an den Beginn der Gewalt zurückzukehren. Wut und Ohnmacht steigen auf, wenn man an Kriege denkt. Doch Emotionen sind selten Zeichen von Reflexionsprozessen, denn „wer denkt, ist in aller Kritik nicht wütend“, wie T. W. Adorno in anderem Kontext vermerkte.

Um sich dem kriegsbelasteten Europa in seiner grassierenden Hoffnungslosigkeit und immer deutlicher werdenden Perspektivlosigkeit anzunähern, muss man zum Auftakt der Ereignisse zurückkehren. An den Ausbruch kriegerischer Gewalt. War dieser Anfang deshalb auch bereits der Ursprung der Geschehnisse? Keineswegs. Er stellte lediglich den nächsten qualitativen Sprung in einer negativen Spirale dar. Und wie alle Abwärtstrends, etwa jene in der Wirtschaft, ändern diese erst dann ihre Richtung, wenn starke gegenläufige Ereignisse eintreten.


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