Quergeschrieben

Altern: Ein Makel in einer jugendversessenen Gesellschaft

Männer Mitte fünfzig erklimmen den finanziell erfreulichen Karrierehöhepunkt, gleichaltrige Frauen landen als betriebliches Einsparungspotenzial am Abstellgleis.

Sporteln, gesund essen, nix trinken, weniger netflixen, keine blöden Witze machen, nicht frustshoppen, stets nächstenlieb sein, nie mehr tschicken: An jährlich recycelten Vorsätzen herrscht in dieser Zeit kein Mangel. Wenn wir Glück haben, werden wir im Jahr 2023 hoffentlich wieder um ein Jahr, äh, ja, weiser. Zwar hat kaum jemand das Bedürfnis, jung zu sterben. Alt sein will allerdings auch niemand. Denn in einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit zum Maß zwar nicht aller, aber doch vieler Dinge erklärt, ist Altern ein peinlicher Makel.

„Übers Altsein spricht man nicht“, klagte Simone de Beauvoir bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert in ihrem Standardwerk „Das Alter“. In Konsumgesellschaften wisse man mit Alterserfahrenheit wenig anzufangen und behandle alte Menschen wie Parias: „Die Situation der alten Menschen zeigt deutlich das Scheitern unserer Zivilisation auf.“

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