Corona-Welle

China wehrt sich gegen Einreiseregeln und droht mit "Gegenmaßnahmen"

Passagiere aus China kommen am Flughafen in Paris an.
Passagiere aus China kommen am Flughafen in Paris an.APA/AFP/JULIEN DE ROSA
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Chinesische Behörden hätten "zeitgerecht, offen und transparent" Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus in China mit dem Ausland geteilt, heißt es aus dem Außenministerium.

Kurz vor EU-Beratungen über den Umgang mit der Corona-Welle in China hat Peking die Einführung einer Testpflicht für China-Reisende in mehreren Ländern scharf kritisiert und mit "Gegenmaßnahmen" gedroht. Einige Länder hätten "Einreisebeschränkungen erlassen, die sich nur gegen chinesische Reisende richten", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking am Dienstag. Dies entbehre "einer wissenschaftlichen Grundlage", einige Praktiken seien "inakzeptabel".

Die EU beriet am Dienstagnachmittag im Ausschuss für Gesundheitssicherheit (HSC), in dem die 27 Mitgliedsländer vertreten sind, über den Umgang mit der Corona-Welle in China. Bei dem Expertentreffen werde über das Testen von Abwässern an Flughäfen auf das Coronavirus und über Hinweise für Passagiere sowie Flughafenpersonal beraten, teilte die EU-Kommission auf Twitter mit. Belgien hatte erklärt, in einem Pilotprojekt Abwasser von aus China gelandeten Flugzeugen analysieren zu wollen. Auch Österreich will Flugzeug-Abwasser auf neue Virusmutanten überprüfen.

EU findet keine gemeinsame Linie

Am vergangenen Donnerstag hatten die Mitgliedstaaten bei einem Treffen des HSC keine gemeinsame Linie gefunden. Für diesen Mittwoch hat die schwedische EU-Ratspräsidentschaft eine Sitzung des Krisen-Reaktionsmechanismus IPCR zur Corona-Pandemie in China einberufen.

Vor den Beratungen bot die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides China nach Angaben eines Kommissionssprechers die Unterstützung der EU an. Dies schließe Impfstoffspenden mit ein, sagte der Sprecher in Brüssel. "Unser Angebot steht", sagte eine weitere Kommissionssprecherin.

China erlebt derzeit den weltweit höchsten Anstieg an Corona-Infektionen, die Krankenhäuser sind vielerorts überfüllt. Peking hatte Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende seine strenge Null-Covid-Politik aufgegeben. Seither wurden die Corona-Restriktionen deutlich gelockert.

Zwei Drittel der Bewohner Shanghais betroffen?

In der Millionenmetropole Shanghai infizierten sich in den vergangenen Tagen möglicherweise mehr als zwei Drittel der Bewohner mit dem Coronavirus. Der Ausbruch könne "70 Prozent der Bevölkerung" betroffen haben, sagte der stellvertretende Leiter des Ruijin-Krankenhauses, Chen Erzhen, laut einem Blog der "Chinesischen Volkszeitung". Das Ruijin-Krankenhaus gehört zu den wichtigsten Kliniken Shanghais, das mit 25 Millionen Einwohnern als wirtschaftliche Hauptstadt Chinas gilt.

Wegen der Corona-Pandemie stellt China seit fast drei Jahren keine Touristenvisa mehr aus. Bei der Einreise aus dem Ausland gilt eine Quarantäne-Pflicht. Am 8. Jänner wird diese Quarantäne-Pflicht aufgehoben, wodurch das Interesse von Chinesen an Auslandsreisen sprunghaft anstieg. China-Besucher müssen vor der Einreise aber weiterhin einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Sorge wegen mangelnder Daten aus China

Etwa ein Dutzend Staaten, darunter die USA, Japan, Israel und auch europäische Staaten wie Frankreich, Spanien und Großbritannien ordneten bereits eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China an. Marokko ging sogar einen Schritt weiter und untersagte unabhängig von der Nationalität der Reisenden jegliche Einreisen aus China.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte Verständnis für die Corona-Testpflichten für China-Reisende. "In Ermangelung vollständiger Informationen aus China ist es verständlich, dass Länder Maßnahmen ergreifen, von denen sie glauben, dass sie ihre Bevölkerung schützen werden", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vorige Woche.

Bei einem Treffen mit chinesischen Behördenvertretern forderten WHO-Vertreter am Freitag mehr Transparenz. Die Regierung in Peking wies den Vorwurf, China stelle nicht ausreichend Daten über die dortige Corona-Welle zur Verfügung, scharf zurück.

Pakistan meldet Ansteckungen mit Mutante XBB.1.5.

Pakistans Gesundheitsbehörden sorgen sich unterdessen wegen Berichten über erste Infektionsmeldungen im Land über die seit kurzem bekannte Corona-Variante XBB.1.5. Dies bestätigte das Nationale Institut für Gesundheit am Dienstag. Behörden wurden angewiesen, an Flughäfen und Grenzübergängen Kontrollen zu verschärfen. Das Institut vermutet, dass die Variante über China nach Pakistan kam. Beide Länder pflegen intensive Wirtschaftsbeziehungen miteinander.

Nach dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Leben in Pakistan wieder normalisiert, Einschränkungen wurden abgeschafft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in den letzten 25 Tagen keine Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet. Insgesamt wurden in Pakistan bisher mehr als 1,5 Millionen Infektionen und über 30.000 Todesfälle registriert.

ECDC gibt sich wenig besorgt

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die massive Corona-Welle in China voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. "Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar", hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter Bürgern der EU und des EWR.

Die Behörde beobachte die Situation verstärkt, arbeite eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und sei in regelmäßigem Kontakt mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter. Es herrsche aber weiter ein Mangel an verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Tote sowie die Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen in China.

(APA/dpa)

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