Wiener Ansichten

Esteplatz: Ein bisschen Bunt fürs Monarchie-Nostalgikum

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Zeitgenossenschaft trifft Jahrhundertwende-Glanz: Franz West und der Thronfolger ohne Thron.

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Mit dem Esteplatz hat's seine eigene Bewandtnis. Das beginnt schon beim Namen: Den trägt er seit 1912, benannt nach keinem Geringeren als Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, damals Thronfolger eines Habsburgerreichs, dessen Thron er nie besteigen sollte.
Und so wie Franz Ferdinand selbst und wenig später das Reich, das zu regieren er ausersehen war, den Tod fanden, lässt sich auch, was sich architektonisch in den frühen 1910ern rund um den Esteplatz begab, wie das letzte Aufbäumen einer Untergangsgesellschaft lesen. Irgendwo zwischen sezessionistischem Glanz und späthistoristischem Gloria präsentieren sie sich, die mondänen Quartiere eines Großbürgertums, das doch, kaum waren jene errichtet, seinerseits Geschichte war.
Bis zum heutigen Tag ist dem Viertel rund um den Esteplatz ahnungsvolle Endzeit-Attitüde eigen. Und umso erstaunlicher nimmt sich aus, was sich kürzlich ausgerechnet hier begeben hat. Als stammten sie aus fernen Welten, sahen sich plötzlich fünf fröhlich bunte Gestalten auf den Esteplatz gepflanzt, Skulpturen, auf Basis von Modellen Franz Wests (1947–2012) geschaffen und kürzlich als burlesk-unbeschwerter Kontrapunkt im Rahmen der Aktion Kunst im öffentlichen Raum mitten ins Monarchie-Nostalgikum platziert.
Das wiederum ist keineswegs Zufall: Franz West selbst unterhielt Arbeitsplätze in der näheren Umgebung, und bis heute residiert in einem seiner ehemaligen Ateliers, Esteplatz 3, die Franz-West-Privatstiftung. Was Gelegenheit bietet, an Ort und Stelle Näheres zum Westschen Schaffen zu erfahren: An jedem ersten Donnerstag im Monat öffnet das Atelier zwischen 11 und 13 Uhr für Besucher seine Pforten. Nächster Termin: 5. Jänner. Also: Warum nicht das Jahr diesmal mit Erkundungen zu Franz West beginnen?

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