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„Rolling Stone“-Bestenliste: Top Ten ohne weiße Männer

Photo of Aretha FRANKLIN
Photo of Aretha FRANKLIN(c) Redferns (Ron Howard)
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Das Musikmagazin „Rolling Stone“ hat ein Ranking der 200 besten Sänger und Sängerinnen „aller Zeiten“ veröffentlicht. Rock kommt erst ab Platz elf, Céline Dion fehlt.

Die Nummer eins ist gleich geblieben: Aretha Franklin, Göttin des Soul, liegt ganz vorne in beiden Bestenlisten der „Greatest Singers of All Time“ des „Rolling Stone“. Die erste hat das Musikmagazin 2008 erstellt, die zweite nun zum Jahreswechsel veröffentlicht. Hinter Franklin, die 2018 gestorben ist, bewegte sich allerdings einiges: Waren vor 14 Jahren noch Elvis Presley (Platz drei), John Lennon (Platz fünf) und Bob Dylan (Platz sieben) unter den Top Ten, finden sich heuer keine weißen Männer auf den Spitzenplätzen, die Top Ten belegen fast ausschließlich afroamerikanische Musiker. Whitney Houston, Sam Cooke, Billie Holiday, Mariah Carey, Ray Charles, Stevie Wonder, Beyoncé und Otis Redding folgen auf Franklin.
Das ist zum einen der musikalischen Schlagseite des Rankings geschuldet: Jazz, Soul und R'n'B geben den Ton an, ein bisschen auch Pop im engeren Sinn. Rockigeres gibt es erst ab Platz elf: In nimmt Rock-'n'-Roll-Pionier Little Richard ein. Vor 14 Jahren kamen Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant (jetzt Platz 63) und Mick Jagger (Platz 53) noch unter die besten 20 der damals eher männerdominierten Liste.

Die Änderungen liegen zum anderen am adaptierten Abstimmungsprozedere: Beim Ranking 2008 durften auch Musiker mitstimmen. So „tendierten die Ergebnisse zum klassischen Rock und zu Sängern aus den Sechziger- und Siebzigerjahren“, schreibt das Magazin. Das wollte der „Rolling Stone“ nun offenbar vermeiden. Diesmal wählten ausschließlich Redakteure und regelmäßige Autoren des Magazins ihre Favoriten. Das Ergebnis ist diverser, vor allem aber weiblicher: Fanden sich 2008 nur fünf Frauen in den Top 30, sind es heuer zwölf.

Keine Maria Callas, keine Edith Piaf

Dem „Rolling Stone“ geht es in dem Ranking um die „Bindung zwischen Künstler und Zuhörer“, er betont, nicht „die größten Stimmen“ zu küren, sondern Sänger. Bei den musikalischen Genres schränkte sich das Magazin auf „Popmusik im weitesten Sinne“ ein, Klassik-Größen wie eine Maria Callas kommen folglich nicht vor. Zudem begreift man „100 Jahre Popmusik als fortlaufenden globalen Rundumschlag“. Musiker wie die „Nachtigall Indiens“ genannte Sängerin Lata Mangeshkar (Platz 84) sollen für Internationalität sorgen. Trotzdem ist die Liste stark US-zentriert. Lennon, nun auf Platz zwölf, ist der erste Nicht-Amerikaner; die aus Kuba stammende Salsa-Sängerin Celia Cruz (Platz 18) die erste, die nicht hauptsächlich auf Englisch sang. (Edith Piaf ist nicht gelistet; Françoise Hardy schon, Platz 162). Insgesamt 200 Namen umfasst die aktuelle Liste, doppelt so viele wie jene von 2008 und trotzdem fehlt eine, die – egal, wie man zu ihr steht – hier nicht fehlen dürfte: Céline Dion, fünffache Grammy-Gewinnerin, die erst vor Kurzem bekannt gegeben hat, dass sie an einer unheilbaren neurologischen Erkrankung Stiff-Person-Syndrom leidet, und alle Konzerte absagen musste. Dass sie nicht vorkommt, erregte viele. Doch weder sie noch der „Rolling Stone“ gaben dazu einen Kommentar ab. Fans von Michael Jackson ärgern sich indes darüber, dass der „King of Pop“ nur mehr auf Platz 86 (davor: Platz 25) gelistet ist, was die alte Debatte um moralische Integrität und künstlerischen Wert aufflackern lässt.

Es liegt wohl in der Natur solcher Listen, sie nach Defiziten zu durchsuchen. Dabei gibt es auch interessante Neuzugänge: Die Britin Adele, die mit jedem ihrer Alben verlässlich Rekorde einfährt, ist auf Rang 22 eingestiegen (und mit 34 Jahren die deutlich Jüngste in den Top 30). Auf Platz 198 knapp noch in die Liste schaffte es die Pop-Ikone Billie Eilish. Mit dem 25-jährigen Jung Kook, einem der Sänger der Boyband BTS, findet auch der Hype um südkoreanischen Pop seinen Eingang (Platz 191).

Man kann die „Rolling Stone“-Bestenliste als Anbiederung an die woke Jugend sehen. Oder als das, was sie sein soll: Ein anderes Ranking für eine andere Generation.

>> Zur aktuellen Liste im „Rolling Stone"

>> Zur Liste von 2008

Die 200 „größten Sängerinnen und Sänger aller Zeiten“ des „Rolling Stone"

1. Aretha Franklin
2. Whitney Houston
3. Sam Cooke
4. Billie Holiday
5. Mariah Carey
6. Ray Charles
7. Stevie Wonder
8. Beyonce
9. Otis Redding

10. Al Green
11. Little Richard
12. John Lennon
13. Patsy Cline
14. Freddie Mercury
15. Bob Dylan
16. Prince
17. Elvis Presley
18. Celia Cruz
19. Frank Sinatra

20. Marvin Gaye
21. Nina Simone
22. Adele
23. Smokey Robinson
24. George Jones
25. Mary J. Blige
26. Paul McCartney
27. Dolly Parton
28. Mahalia Jackson
29. Chaka Khan

30. Hank Williams
31. Luther Vandross
32. David Bowie
33. Bessie Smith
34. Thom Yorke
35. Dusty Springfield
36. Kurt Cobain
37. Van Morrison
38. Curtis Mayfield
39. Louis Armstrong

40. Aaliyah
41. Etta James
42. Teddy Pendergrass
43. Ariana Grande
44. James Brown
45. Ella Fitzgerald
46. Mavis Staples
47. Linda Ronstadt
48. Toni Braxton
49. Rod Stewart

50. Joni Mitchell
51. Sade
52. Mick Jagger
53. Miriam Makeba
54. Willie Nelson
55. Tina Turner
56. Barry White
57. Brian Wilson
58. Lady Gaga
59. Howlin' Wolf

60. Kate Bush
61. Umm Kulthum
62. George Michael
63. Robert Plant
64. Bjork
65. Minnie Riperton
66. David Ruffin
67. Dennis Brown
68. Rihanna
69. Youssou N'Dour

70. Ronnie Spector
71. Roy Orbison
72. Muddy Waters
73. Hector Lavoe
74. Patti LaBelle
75. D'Angelo
76. Wilson Pickett
77. Bruce Springsteen
78. Janis Joplin
79. Emmylou Harris

80. Chris Cornell
81. Joao Gilberto
82. Steve Perry
83. Amy Winehouse
84. Lata Mangeshkar
85. Johnny Cash
86. Michael Jackson
87. Diana Ross
88. Jimmie Rodgers
89. Selena

90. Gal Costa
91. Nusrat Fateh Ali Khan
92. Anita Baker
93. Stevie Nicks
94. Toots Hibbert
95. Vicente Fernández
96. Chuck Berry
97. Usher
98. Bob Marley
99. Clyde McPhatter

100. Elton John
101. Gladys Knight
102. Taylor Swift
103. Leonard Cohen
104. Aaron Neville
105. Eddie Vedder
106. Bill Withers
107. Lou Reed
108. Caetano Veloso
109. Roger Daltrey

110. The Weeknd
111. Fiona Apple
112. Ozzy Osbourne
113. La India
114. Chrissie Hynde
115. Erykah Badu
116. Chet Baker
117. Patti Smith
118. John Fogerty
119. Barrington Levy

120. Charlie Rich
121. Jackie Wilson
122. Donna Summer
123. Karen Carpenter
124. Robert Johnson
125. Joe Strummer
126. Donny Hathaway
127. Tammy Wynette
128. Florence Welch
129. Rob Halford

130. Courtney Love
131. Jeff Buckley
132. Loretta Lynn
133. Neil Young
134. Axl Rose
135. IU
136. Lauryn Hill
137. El DeBarge
138. Merle Haggard
139. Rocío Dúrcal

140. Bono
141. Christina Aguilera
142. Russell Thompkins Jr.
143. Luciano
144. Darlene Love
145. PJ Harvey
146. Ruth Brown
147. Barbra Streisand
148. Levon Helm
149. Wanda Jackson

150. Bryan Ferry
151. Martha Reeves
152. Michael Stipe
153. Mahlathini
154. Dion
155. Corin Tucker
156. George Strait
157. Robert Smith
158. Carrie Underwood
159. Mississippi John Hurt

160. Mercedes Sosa
161. Brenda Lee
162. Françoise Hardy
163. Bobby "Blue" Bland
164. Sandy Denny
165. Ronnie James Dio
166. Morrissey
167. Marc Anthony
168. Debbie Harry
169. Sylvester

170. Chris Stapleton
171. Odetta
172. Juan Gabriel
173. Marianne Faithful
174. Buddy Holly
175. Lana Del Rey
176. Iggy Pop
177. Patty Loveless
178. Tabu Ley Rochereau
179. Martha Wash

180. SZA
181. Bob Seger
182. Jazmine Sullivan
183. Solomon Burke
184. Karen O
185. Alicia Keys
186. Ofra Haza
187. Bonnie Raitt
188. Fela Kuti
189. Joan Baez

190. Frank Ocean
191. Jung Kook
192. Anohni
193. Brandy
194. Kelly Clarkson
195. Poly Styrene
196. Paul Westerberg
197. Burna Boy
198. Billie Eilish
199. Glenn Danzig
200. Rosalia

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Aretha Franklin performs cira 1982 PUBLICATIONxNOTxINxUSA Copyright: xRonxWolfsonx/xRockxNegativesx/xMediaPunchx
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