Trotz Warnungen hat der neue Sicherheitsminister, Itamar Ben-Gvir, Jerusalems Tempelberg besucht. Die Palästinenser und Jordanien sind erbost. Die Angst vor einer Eskalation wächst. Eine Analyse.
Er ist erst seit wenigen Tagen im Amt. Und schon hat Israels neuer Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, die erste internationale Aufregung verursacht: Am frühen Dienstagmorgen bestieg der als Provokateur berüchtigte, rechtsextreme Politiker in Polizeibegleitung den Tempelberg in Jerusalem – trotz Warnungen, ein solcher Schritt könne die ohnehin schon angespannte Sicherheitslage eskalieren lassen.
Das Areal gilt Juden wie Muslimen als heilig: Dort stand einst der jüdische Tempel, heute thront dort die al-Aqsa-Moschee, das drittwichtigste Heiligtum im Islam. Immer wieder kommt es auf dem Plateau zu Ausschreitungen, die nicht selten größere Gewaltausbrüche nach sich ziehen. Im Mai 2021 mündeten wiederholte Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in einen elftägigen militärischen Konflikt zwischen der islamistischen
Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen und der israelischen Armee. Und der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Sharon auf dem Tempelberg im Jahr 2000 gilt als einer der Auslöser der Zweiten Intifada, des gewaltsamen Aufstands der Palästinenser.