Quergeschrieben

Silvester mit Hund: Ein Albtraum mit Eierlikör

Offenbar bleibt es ein archaisches Bedürfnis, zu Neujahr ballernd böse Geister zu vertreiben. Gäbe es nicht zeitgemäßere Formen des Jubilierens?

Noch liegen die Böllerfetzen auf dem Asphalt, und der Feinstaub hängt über den Straßen. Bis die Raketenreste und Kunststoffkuppen in die Felder eingeackert sind oder aus den Dachrinnen geklaubt werden, wird es noch eine Zeit dauern. Vielerorts sei die Knallerei zu Silvester heuer „besonders arg“ gewesen. Das war auch mein subjektiver Eindruck. In der Nachbarschaft wurde geballert, als wären Teuerung und Energiekrise spätestens mit dem Jahreswechsel überwunden. Wir selbst blieben erstmals konsequent drinnen. Der Hund unserer Gäste war bereits den ganzen Tag auf Diät gesetzt. Damit er nur ja nicht nach draußen müsse. Die ganze Nacht verbrachte er zitternd unter der Ofenbank, und auch der Eierlikör, den er zur Beruhigung eingeflößt bekommen hatte, brachte wenig Besserung.

Offenbar bleibt es auch im Anthropozän ein archaisches Bedürfnis, den Neuanfang lautstark zu feiern. Und die besondere Freude, die Pandemie irgendwie überlebt und durchgestanden zu haben, lässt sich natürlich nachempfinden. Mancherorts mag auch der aufgestaute Frust über die als massiv empfundenen Einschränkungen groß gewesen sein. Und vielleicht lagen Dauerfeuer und Geballer auch daran, dass manch einer seine Knallkörper heuer im T-Shirt zünden konnte. Da wurde wohl auch der eine oder andere Klimabonus zu Feinstaub verpulvert. Absurd, aber: Muss man aushalten.

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