Pizzicato

Don Giorgio, Diener des Herrn

Bis über den Tod hinaus war Don Giorgio seinem Herrn ergeben. Bei der Aufbahrung des Leichnams Papst Benedikts XVI. im Petersdom küsste Georg Gänswein, sein Privatsekretär und Intimus, als Erster dessen gefaltete Hände.

Wie ein enger Angehöriger nahm der Mann aus dem Schwarzwald mit dem schwarzen Talar die Kondolenzbezeugungen der Honoratioren entgegen.

Sowohl das „Dornenvögel“-Publikum als auch die „Vaticanisti“, die professionellen Vatikan-Beobachter, verfolgten gebannt den Aufstieg Gänsweins vom Monsignore zum Erzbischof und Präfekten des päpstlichen Haushalts. Die Regenbogenpresse stilisierte ihn zum „George Clooney des Vatikans“, von dem Frauen wie Männer, Gläubige wie Ungläubige schwärmten.

Wohin mit dem süddeutschen Gottesmann nach dem Tod seines Schutzherrn? Im Vatikan sind ihm höhere Weihen versagt, seit er bei Franziskus wegen angeblich intriganter Umtriebe in Ungnade gefallen ist. Gänswein wusch seine Hände nicht in Unschuld, ihm droht nun die Vertreibung aus dem vatikanischen Garten Eden. Womöglich hat der fränkische Protestant Markus Söder Erbarmen und nimmt ihn mit in die Heimat Joseph Ratzingers, um Bayerns Katholiken Mores zu lehren und sie zurückzuführen auf den rechten Weg. Ein Erzbistum wird sich schon finden lassen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2023)

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