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2022 brachte am Brenner neuen Lkw-Transitrekord

(c) IMAGO/Bihlmayerfotografie (IMAGO/Michael Bihlmayer)
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Bei der Hauptmautstelle Schönberg wurden vom Autobahnbetreiber Asfinag 2,48 Mio. Lkw gezählt, das waren um 33.042 Fahrten bzw. 1,35 Prozent mehr als im Jahr 2021.

Der Transitverkehr über den Brenner in Tirol hat im vergangenen Jahr erneut an Fahrt zugelegt. Bei der Hauptmautstelle Schönberg wurden vom Autobahnbetreiber Asfinag 2,48 Mio. Lkw der Kategorie 4 gezählt. Das waren laut Medienberichten um 33.042 Fahrten bzw. 1,35 Prozent mehr als im Jahr 2021. Übertroffen wurde damit auch das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019, als rund 2,47 Mio. solcher Schwerfahrzeuge über den Brenner donnerten.

Die pandemiebedingte Entwicklung des Jahres 2020 mit einem Rückgang des Transitverkehrs um 6,3 Prozent war letztlich nur von kurzer Dauer. Bereits im Jahr 2021 war es wieder zu einem Anstieg um 5,7 Prozent auf rund 2,45 Mio. Fahrten gekommen. Die Kategorie 4 entspricht laut Asfinag in etwa dem Transitverkehr, sie beinhaltet Fahrzeuge mit über 3,5 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht und vier oder mehr Achsen.

Auffallend war, dass es vor allem in der ersten Jahreshälfte 2022 zu einem Anstieg des Transitverkehrs kam. So wurde etwa im März ein Plus von 16,44 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet, im Februar ein Plus von 13,61 Prozent. Seit September kam es hingegen zu Rückgängen, im Dezember sogar um 7,3 Prozent.

Auch Pkw-Verkehr legte zu

Indes war nicht nur der Lkw-Transit erneut im Steigen begriffen, sondern auch der Pkw-Verkehr. Rund 11,2 Mio. Autos passierten im vergangenen Jahr die Mautstelle Schönberg, im Jahr zuvor waren es laut Asfinag-Auswertung noch 8,9 Mio. gewesen. Die Folge: Auch die Gesamtverkehrsfrequenz von Lkw und Pkw legte ordentlich zu, nämlich um zusätzliche 2,4 Mio. Fahrten, von 11,5 auf 13,9 Mio.

Die aktuellen Zahlen dokumentieren für die Tiroler Politik, die in unterschiedlicher Regierungskonstellationen seit Jahren gegen den überbordenden Transitverkehr kämpft, jedenfalls zwangsläufig, dass es so nicht weitergehen kann. "Dieser historische Höchststand an Transit-Lkw zeigt einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf am gesamten Brennerkorridor. Das Jahr 2022 knüpft damit nahtlos an den Trend vor der Corona-Pandemie an", erklärte Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) gegenüber der "Tiroler Tageszeitung".

Tirol will an Maßnahmenprogramm festhalten

Man werde jedenfalls trotz Unmuts der Nachbarstaaten über Lkw-Fahrverbote oder Blockabfertigung am "Antitransit-Maßnahmenprogramm weiter festhalten, solange sich dieser Trend nicht umkehrt", kündigte Zumtobel wenig überraschend an. "Ich werde weiterhin den konstruktiven und persönlichen Dialog mit den Verantwortlichen in Südtirol und Bayern suchen, um auf Landesebene für abgestimmte Entlastungsmaßnahmen zu sorgen", so der Verkehrslandesrat. Und Zumtobel verwies auf die Baustellen der kommenden Jahre entlang der Brennerroute, wie etwa aufgrund der Sanierung der Luegbrücke, die die Situation noch weiter verschärfen würden. Deshalb brauche es von den Nationalstaaten und der Europäischen Kommission "endlich eine grenzüberschreitende Gesamtlösung", sagte Zumtobel und brachte erneut das zuletzt in Südtirol präsentierte "Slotsystem" ins Spiel.

FPÖ-Verkehrssprecherin Evelyn Achhorner nahm indes die Koalitionsparteien ÖVP und SP ins Visier. Sie befürchtete, dass beide Parteien "weiterhin die Fortsetzung der erfolglosen Verkehrspolitik des Landes Tirol betreiben." Jahrelang habe man sich mit Hilfslösungen gegen die schlechte Luft in Tirol gewehrt, die hohe Anzahl der transitierenden Lkw hingegen "geflissentlich übersehen." Achhorner sah nur eine einzige Lösung: "Die Transitlawine steht und fällt mit der Obergrenze an jährlichen Lkw-Fahrten, die aber von den Nachbarländern genehmigt werden müssen."

(APA)

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