Kriegerisch oder fürsorglich? Helene Bukowski kontrastiert
in ihrem Roman überkommene Rollenbilder.
Die Atmosphäre ist kalt und düster. Das ist zum einen dem Setting geschuldet; meist ist Winter in diesem Roman – und der Wind an der wilden Ostsee tut das Seine dazu. Aber es fröstelt den Leser auch, wenn auf den ersten Seiten eine junge Frau eines Abends plötzlich auf der Türschwelle kehrtmacht, Mann und Kind zurücklässt, wegfährt und sich über Jahre nicht meldet. Helene Bukowski beschreibt in ihrem Roman „Die Kriegerin“ das selbst eingestandene Unvermögen einer jungen Frau, die Mutterrolle auszufüllen – ein Unvermögen, das in unserer Gesellschaft tabuisiert wird. Doch geht es Bukowski nicht um Schuldzuweisung: Ihre Protagonistin, Lisbeth mit Namen, weiß ihre gemeinsame Tochter gut aufgehoben bei ihrem Partner – und er wird ihr auch später keine Vorwürfe machen.
Lisbeth flüchtet in ein Haus an der Ostsee, in dem sie in ihrer Kindheit jahrelang viele Wochen zur Erholung verbracht hat: Nur dort konnte sie sich derart entspannen, dass auch ihre Haut zur Ruhe kam – die Neurodermitis wurde am Meer fast immer vollständig geheilt. Dort hat sie einst auch die Bekanntschaft von Florentine gemacht, die sie mittlerweile „die Kriegerin“ nennt, denn das ist Florentine: eine Berufssoldatin. Wir erfahren: Auch Lisbeth hat die Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert.