Sind unsere Lieferketten sicher? Weiß jemand, wie anfällig unsere Infrastruktur ist? Container am Hamburger Hafen.
Kapitalismus

So machen wir den Markt kaputt

Wir spielen Politik, anstatt Entscheidungen zu treffen, wir spielen Administration, ohne irgendetwas bewirken zu können, wir trauen uns nicht, den Markt zu regulieren. Über die Krise der Institutionen – und wie wir sie überwinden können.

Die Marktwirtschaft ist ein bestechendes Konzept. Sie beruht darauf, dass jemand (idealerweise aus freiem Willen und Antrieb) eine Idee für eine Verbesserung zu irgendeinem Aspekt der Gesellschaft hat, und dass andere dieses Ergebnis ausprobieren. Wenn genügend Leute bereit sind, dafür zu bezahlen, lässt sich die Idee in ein Produkt oder eine Dienstleistung weiterentwickeln, mit der man dann ein „Business“ aufziehen kann. Vom neuen Produkt profitieren im Idealfall alle: die Unternehmer, jene, die es produzieren und vertreiben, die Kunden, die eine Form von Nutzen haben bzw. das zumindest glauben, und letztlich auch der Staat, der durch Steuern an den Profiten mitschneidet. Dieser Mechanismus der Marktwirtschaft folgt dem größten Erfolgsrezept der Geschichte des belebten Universums: dem Prinzip der Evolution.

Aber es gibt Problemzonen: Wir wissen aus zahllosen Beispielen in der Geschichte, dass – wenn unreguliert – die Marktwirtschaft zu einem Monster mutieren kann. Verbesserungen für die einen können Verschlechterungen für andere bedeuten. Wenn im Lauf der Produktion, im Vertrieb, in der Verwendung oder dem Recycling von Produkten oder Dienstleistungen Menschenrechte verletzt werden (Kinderarbeit, Ausbeutung, vergiftete Arbeitsplätze etc.) oder Schäden entstehen am Eigentum anderer oder dem der Allgemeinheit (etwa an der Umwelt), kann man das nicht hinnehmen: Wenn etwa die Verbesserung der Lebensmittel durch Palmöl dazu führen sollte, dass Urwälder in Indonesien abgeholzt werden, muss regulierend eingegriffen werden, um die Existenz von zehn Milliarden Menschen nicht durch Klimakrisen zu gefährden. Logisch: Externalitäten, also Kosten, die unbeteiligte Personen treffen, müssen durch Steuern eingedämmt werden.

Weiters wird die Marktwirtschaft problematisch, wenn einige (meist große Firmen) andere (kleinere) dran hindern, innovativ zu sein, wenn also entweder Kartelle oder Monopole gebildet werden oder neue Ideen (in Form von Start-ups) gekauft, aber nicht aufgegriffen werden – also Verbesserungen im Keim erstickt werden. Wir wissen, was man dann macht: Man zerschlägt Kartelle und fördert Talente, man verbietet Monopole und erfreut sich an der Pluralität und Innovationskraft der Märkte. Logisch: Die Antikartellgesetze lösen das Problem. Das Phänomen des Akkumulationsprozesses des Kapitals ist noch ein Problemfeld der Marktwirtschaft, dass also diejenigen, die viel haben, mehr bekommen als die, die wenig haben – die berühmte Schere zwischen Arm und Reich, die in Friedenszeiten ja bekanntlich meist aufgeht. Früher oder später birgt das die Gefahr sozialer Spannungen, die sich in Unruhen oder Kriegen entladen können. Auch hier wissen wir, wie man das Problem löst. Logisch: Umverteilung durch Steuern aller Art.

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