Erdzeitalter

Wo bleibt das Anthropozän?

Signatur der neuen Zeit: Der Fallout der Bombentests ist überall, selbst im Erdreich unter dem Karlsplatz in Wien.
Signatur der neuen Zeit: Der Fallout der Bombentests ist überall, selbst im Erdreich unter dem Karlsplatz in Wien. Getty Images
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Die Suche nach einem Referenzpunkt für das menschgemachte Erdzeitalter kommt mühsam voran. Immerhin stehen neun Kandidaten zur Wahl.

Als am Karlsplatz in Wien 2019 die Neugestaltung des Wien Museums in Angriff genommen wurde, nutzte der Geologe Michael Wagreich (Uni Wien) gemeinsam mit Stadtarchäologen die Gelegenheit für eine systematische Erkundung des darunter liegenden Erdreichs. Darin fanden sich für die Zeit nach 1945 neben Spuren der Stadtgeschichte – Müll, Glas, Plastik, gar ein Stahlhelm – auch Zeugnisse globaler Ereignisse: Plutonium und anderen Fallout der Atombombentests der 1950er-Jahre (The Anthropocene Review 1.12.22).

Das nahm Wagreich zum Anlass, den Untergrund von Wien als Referenzpunkt für den Beginn des Erdzeitalters vorzuschlagen, über den er in der Anthropocene Working Group (AWG) nachdenkt, die 2008 von den Herren der Zeit – der International Union of Geological Sciences (IUGS) – etabliert wurde. Aber das ist so mühsam, dass der AWG-Chef, der Paläobiologe Jan Zalasiewicz (Leicester) schon scherzte, die Arbeit selbst komme nur „in geologischen Zeiträumen voran“. Immerhin wurden vorigen Mai doch 12 Kandidaten aus allen Ecken der Erde präsentiert, von Korallenriffen über das Eis der Antarktis bis hin zu Sedimenten in Mooren, Seen und Meeren und denen unter dem Karlsplatz in Wien (Science 376, S. 562).

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