Hits auf Spanisch

Latin Trap mischt das Popgeschäft auf

Pop, aber politisch: Reggaeton-Sänger Bad Bunny mit Puerto-Rico-Flagge – bei einer Demonstration in seiner Geburtsstadt San Juan.
Pop, aber politisch: Reggaeton-Sänger Bad Bunny mit Puerto-Rico-Flagge – bei einer Demonstration in seiner Geburtsstadt San Juan. ERIC ROJAS/picturedesk
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Hits auf Spanisch machen am Musikmarkt konsequent Kasse. Die neuen Superstars des Fusionsgenres? Bad Bunny, J Balvin, Burna Boy und Rosalía.

Sommer 2019: Vernissage in einer Galerie in London. Surrende Rhythmen drängten auf die schmucke Dean Street. Die gestylten Kunstsinnigen konzentrierten sich auf das Augenfutter, das geboten wurde – wackelten allerdings unübersehbar mit den Wadeln. Was waren das für aufmüpfig klingende Sounds, die da untergründig die noble Szenerie aufmischten? Eine Musikerkennungsapp brachte rasch Klarheit: „Como Un Bebé“ von J Balvin und Bad Bunny feat. Mr. Eazi. Auf Englisch übersetzt verriet der Text, dass hier keine Harmonisierer am Werk waren: „I try, I try and don't achieve anything“. Schon in der ersten Zeile wurden Folgen eines Wirtschaftssystems angeklagt, das Reiche auf Kosten der Armen immer reicher werden lässt. Die Künstler adressierten aktuelle Missstände – und ummantelten ihre Sozialkritik mit ebenso aktuellen Klängen aus Hip-Hop und Elektronik.

Auch wenn sie in diesem Song abermals die eskapistische Kraft des Tanzes beschworen – irgendetwas war anders. Jedenfalls war mit „Como Un Bebé“ der Latin Trap in der Mitte der britischen Gesellschaft angekommen. Als selbstbewußte, engagierte und – last but not least – doch recht krawallige Musik. Die Idee, dass die Südhalbkugel ein exotisches Idyll voll kitschiger Sonnenuntergänge wäre, geisterte viel zu lang in hiesigen Köpfen herum. Popmusik aus diesen Gefilden hatte lang nur formschöne Harmonien und geschmeidige Rhythmen zu haben, die zu Paartänzen animieren mussten.

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